Artikel anhören:
Forscher aus ganz Europa organisieren derzeit eine großangelegte Messkampagne zu schweren Gewitterstürmen – ähnlich wie im neuen Kinofilm „Twisters“.
Das gab es noch nie: Unwetterforscher aus 14 europäischen Ländern wollen ab 2026 gemeinsam schweren Gewittern auf den Grund gehen, um in Zukunft besser warnen zu können. Zu diesem Zweck planen sie derzeit die bisher größte europäische Unwetter-Messkampagne. “Wir wollen die neuesten Technologien, wie zum Beispiel Wetterdrohnen, einsetzen. Dafür ist es extrem wichtig, dass die mobilen Messteams ganz nah an die Gewitter herankommen. Nur so können wir die entscheidenden Informationen sammeln”, sagt Alois Holzer, Initiator der europäischen Messkampagne “TIM“.
Etwas anders als in Hollywood
Wie im neuen Kinofilm “Twisters” werden auch die europäischen Forschungsteams den Unwettern mit der neuesten Generation von Wettersensoren zu Leibe rücken. “Im Gegensatz zu einigen Szenen im Unterhaltungsfilm gelten bei unserer Forschungskampagne jedoch höchste Sicherheitsstandards und wir haben uns auch gemeinsam zu einem verantwortungsvollen Verhalten gegenüber der Umwelt und der lokalen Bevölkerung verpflichtet”, betont Alois Holzer, Operativer Direktor des Europäischen Unwetterinstituts ESSL in Wiener Neustadt.
Großspender gesucht
Während die wissenschaftliche Grundstruktur über die klassische Forschungsförderung finanziert werden soll, sucht das Projekt noch Großspender für die einzelnen mobilen Messteams. Alois Holzer betont dies mit Funkeln in den Augen: “Wir hoffen, dass eine Unterstützung durch Großspender, wie das Nordamerika ja immer wieder möglich ist, auch in Europa erreicht werden kann. Wir sind auch bereits mit verschiedenen öffentlichen Stellen im Gespräch.”
Die Dringlichkeit, Unwetter besser verstehen und vorhersagen zu können und damit den Zivilschutz zu stärken, ist jedenfalls gegeben, wie die häufigen Unwetterereignisse zeigen. Die Messkampagne konzentriert sich auf Hagelstürme, Sturzfluten, gefährliche Sturmböen und Tornados. Allein im Jahr 2023 haben Unwetterereignisse in Europa 524 Todesopfer gefordert, wie das ESSL berichtet.
Twisters – The Expert Talk
Der neue Film „Twisters“ richtet auch hier in Europa die Aufmerksamkeit auf die Erforschung von Unwettern und Tornados. Ein Experten-Pressegespräch am 16. Juni 2024 bietet eine einmalige Gelegenheit, sich mit Europas Top-Tornado-Experten über Hintergrundfragen zum Film und zur Tornadoforschung zu sprechen.
Das ESSL ist ein unabhängiges, gemeinnütziges Forschungsinstitut mit Sitz in Wiener Neustadt in Niederösterreich. Es betreibt auch die Europäische Unwetterdatenbank (ESWD) und ist europaweit führend in der Ausbildung von Meteorologen auf dem Gebiet der Unwetterwarnung. Vor einem Jahr hat das ESSL die Internationale Fujita-Skala (IF-Scale) als neuen Standard für die Kategorisierung von Tornadoschäden eingeführt.