Gestern (22.09.2016) präsentierte Bildungs-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz die Pläne zur Neuordnung des berufsbildenden Landesschulwesens in Niederösterreich.
Diese Umstrukturierung wurde auf Basis von wissenschaftlichen Expertisen, durchgeführt von der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit der Hochschule Ober St. Veit, beschlossen. Das Investitionsvolumen in Baumaßnahmen und eine zeitgemäße Infrastruktur wird 100 Millionen Euro betragen.
LR Schwarz: Schulsystem in modernen Kompetenzzentren zukunftsfit gestalten
Man wolle sicherstellen, „Doppelgleisigkeiten zu beseitigen und Kompetenzen zu bündeln“, so Schwarz. Daher werde man Standorte zusammenführen und Standorte, die neu entstehen, stärken. Gute Beispiele dafür seien das Weinkompetenzzentrum Krems, die Pferdewirtschaft Tullnerbach und das Floristik- und Gartenbauzentrum Langenlois.
Im Bereich der Landesberufsschulen wird Wiener Neustadt im südlichen Niederösterreich aufgehen. Der Standort Hollabrunn wird in der Landwirtschaftlichen Fachschule Hollabrunn als Fleischkompetenzzentrum aufgehen und teilweise in Geras integriert. Die Landesberufsschule Stockerau II wird nach Eggenburg zurückwandern, „dort gibt es bereits top ausgestattete Werkstätten“, so Schwarz, am Standort Stockerau I wird sich nichts ändern.
Schneeberger: “Maßnahme für mich nachvollziehbar”
Vollstes Verständnis für die Umstrukturierungen im Bereich der Landesberufsschulen signalisiert Wiener Neustadts Bürgermeister Mag. Klaus Schneeberger. Die Landesberufsschule Wiener Neustadt wird künftig auf die beiden Standorte Theresienfeld und Waldegg aufgeteilt werden.
„Fakt ist, dass aufgrund der sinkenden Schülerinnen- und Schülerzahlen ein Standort im Bezirk Wiener Neustadt schließen muss. Da eine Schließung für kleine Gemeinden wie Theresienfeld oder Waldegg viel größere Auswirkungen hätte, als für die Statutarstadt Wiener Neustadt, ist diese Maßnahme für mich nachvollziehbar. Noch dazu, wo ich mit dem Land Niederösterreich bereits eine Einigung darüber erzielt habe, dass die Nachnutzung der Räumlichkeiten der Landesberufsschule Wiener Neustadt gemeinsam mit der Stadt erarbeitet werden wird“, so Schneeberger.
Schulplätze bis Ausbildungsende gesichert
Die Umsetzung werde in den nächsten fünf Jahren erfolgen, für jede Schule werde ein individueller Zeitplan entwickelt, so die Landesrätin, die betonte, dass es durch die Zusammenführungen nicht weniger Ausbildungsplätze geben werde und es auch zu keinen Kündigungen kommen werde. Für jede Person, die von der Verlegung betroffen sei, werde eine individuelle Lösung getroffen. SchülerInnen, die ihre Ausbildung bereits begonnen haben, können diese auch am jeweiligen Standort zu Ende führen, so Schwarz. Zusätzlich zu den Zusammenlegungen werden auch die Lehrpläne massiv überarbeitet. Es solle ein modulares System geben, wonach sich die Schülerinnen und Schüler jene Module aussuchen könnten, die sie für den jeweiligen Betrieb auch bräuchten. Man wolle den Schülerinnen und Schülern eine „zukukunftsorientierte gestärkte Bildung“ bieten, so die Landesrätin.
Knowhow in Kompetenzzentren bündeln
Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems ergänzte, dass an den betrachteten Schulen die Schülerzahlen in den letzten Jahren tendenziell zurückgingen. Vor allem bei den Landesberufsschulen verringerten sich die Schülerzahlen in den letzten drei Jahren um grob 3.000 Schülerinnen und Schüler, von rund 20.000 auf 17.000. Einzelne Standorte seien daher mit sinkenden Auslastungen konfrontiert, wodurch eine Zusammenlegung von Ausbildungsgängen sinnvoll sei. Dabei gehe es auch darum Doppelgleisigkeiten zu verhindern und Knowhow in Kompetenzzentren zu bündeln. „Es wird immer mehr nach generalistischem Wissen gefragt, das fundiert in die Tiefe aber auch in die Breite geht, so Haber.