In dieser Woche feiert die Fachhochschule Wiener Neustadt ein besonderes Jubiläum: Vor exakt drei Jahren wurde der erste Satellit der Fachhochschule in den Weltraum geschickt.
Damals als hochriskantes Unterfangen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu scheitern begonnen, ist PEGASUS immer noch erfolgreich im All unterwegs.
Es war der 23. Juni 2017, früh am Morgen, als man in Wiener Neustadt gebannt nach Indien blickte, von wo aus der erste Satellit der FH-Geschichte in die unendlichen Weiten des Weltalls geschickt werden sollte. Alle Beteiligten, die im Vorfeld unzählige Arbeitsstunden in das Projekt investiert hatten, wussten, dass bei solchen Kleinstsatellitenmissionen die Chance eines Misserfolges ungefähr bei 50% liegt. Viele dieser kleinen Satelliten senden niemals ein Signal aus, andere funktionieren für ein paar Tage oder Wochen bevor sie aus vielfachen Gründen aufhören zu funktionieren.
„Dass die Fachhochschule Wiener Neustadt mit dem PEGASUS-Projekt vor drei Jahren einen derart innovativen Schritt gewagt hat, wird bis heute belohnt. Der Technologie-Standort Österreich profitiert enorm von solch ambitionierten Projekten, daher wollen wir auch in Zukunft in diesem Bereich weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen“, freut sich CEO Armin Mahr zum Geburtstag des Satelliten.
16 Mal täglich um die Erde
Doch die FHWN und ihre Partner – die FOTEC, die STG-A Gruppe (Kommunikation), RKOS (Softwareentwicklung) und Studierende der TU Wien (Leistungsstufen und Bordcomputer) hatten scheinbar gute Arbeit geleistet. Schon nach weniger als einer Stunde wurde das erste Funksignal von PEGASUS von einer der Bodenstationen der Space Technology Group (STG-A) empfangen.
Seit exakt diesem Moment vor drei Jahren hat PEGASUS gewissenhaft seinen Dienst 500 Kilometer über der Erde geleistet. Jeden Tag umrundet PEGASUS die Erde ca. 16 Mal, zwei bis drei Mal am Tag empfangen die vier Bodenstationen in Österreich Daten vom Satelliten. Das wissenschaftliche Instrument, gebaut von der Universität Oslo, führt Messungen in den obersten Schichten der Atmosphäre durch, die in der Folge verwendet werden, um die dynamischen Vorgänge in diesen Schichten besser zu verstehen und damit z.B. längerfristige und genauere Wetterprognosen zu ermöglichen.
PEGASUS-Projektleiter Carsten Scharlemann von der Fachhochschule Wiener Neustadt weiß um die große Bedeutung des Vorhabens: „PEGASUS war der erste Satellit, der alleine von einer österreichischen Ausbildungsstätte gebaut wurde. Hier wurde viel Pionierarbeit geleistet, die insbesondere den Studierenden zu Gute kam. Viele der beteiligten Studierenden arbeiten heute in attraktiven Positionen im Hochtechnologiesektor“.
Viele Emotionen und wertvolle Erfahrungen
Thomas Riel, der als Student am „PEGASUS“-Projekt mitgearbeitet hat, meint stellvertretend für seine KollegInnen: „Meine Mitarbeit in Cubesat PEGASUS war bisher in jedem Jobinterview ein Thema und hat dadurch einige Türen für mich geöffnet. Es war eine extrem bereichernde und wahrscheinlich die wertvollste Erfahrung in meinem Studium.“
Natürlich war das Projekt PEGASUS für die teilnehmenden MitarbeiterInnen auch eine hochemotionale Angelegenheit, wie Thomas Turetschek stellvertretend für STG-A meint: „Es war ein sehr bewegender Moment, als wir die ersten Datenpakete aus dem Orbit empfangen haben und die jahrelange Arbeit damit belohnt wurde. Umso größer ist die Freude, dass heute, weit über die geplante Missionsdauer hinaus, immer noch Funkverbindung zu PEGASUS gehalten wird.“
Auf PEGASUS folgt CLIMB
Wie lange PEGASUS den feindlichen Umweltbedingungen in 500 Kilometer Höhe trotzen wird, ist nicht vorherzusagen – doch das nächste Vorhaben befindet sich bereits in den Startlöchern: Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet die Fachhochschule Wiener Neustadt aktuell an der Mission CLIMB. Auch diesmal bekommen Studierende hier die Chance, an einem einzigartigen und bahnbrechenden Weltraumprojekt mitzuarbeiten.
Weder PEGASUS noch CLIMB wären ohne die Unterstützung einer Vielzahl von Sponsoren und Firmen möglich. Besonders genannt werden soll die Unterstützung der Abteilung Wissenschaft und Forschung des Landes Niederösterreich, die Kollegen der Forschungsfirma FOTEC sowie Ruag Space, Seibersdorf Laboratories, Prägler und vielen mehr. Desweiterhin gebührt den MitarbeiterInnen des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ein großes Dankeschön für die jahrelange Unterstützung von PEGASUS.