Meteorologen aus ganz Europa werden in Wiener Neustadt auf die neuen Satellitendaten vorbereitet.
Meteorologen aus ganz Europa werden in Wiener Neustadt auf die neuen Satellitendaten vorbereitet, um in Zukunft genauer vor Unwettern warnen zu können. Der europäische Wettersatelliten-Betreiber EUMETSAT hat dazu mit dem in Niederösterreich ansässigen Europäischen Unwetterforschungsinstitut ESSL eine mehrjährige Kooperation begonnen.
Neuer EUMETSAT Wettersatellit gestartet
Gestern Abend (13. Dezember, 21:30 Uhr Mitteleuropäische Zeit) wurde der erste Satellit der neuen Generation von EUMETSAT Wettersatelliten vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana in seine Umlaufbahn geschossen. Die neuen Wetterdaten von diesem Satelliten werden nach Ende der technischen Vorbereitungsphase im nächsten Jahr erwartet. Schon jetzt werden aber Meteorologen aus ganz Europa auf die neuen Satellitendaten trainiert, und zwar in Wiener Neustadt.
Das Europäische Unwetterforschungsinstitut ESSL bereitet jährlich mehr als 100 Meteorologen mittels simulierter Daten auf die zusätzlichen Möglichkeiten vor. Neben den Trainings werden aber auch neue Produkte getestet, die den Meteorologen bisher nicht verfügbare Werkzeuge an die Hand geben. So wird es mit dem neuen Wettersatelliten etwa möglich sein, Blitze vom Weltall aus zu erkennen und die Feuchtigkeit der untersten Atmosphärenschicht zu messen.
Zwei Messkanäle liefern neue Daten
Dazu der Operative Direktor des ESSL, Alois Holzer: „Für sommerliche Hagelunwetter ist die Feuchtigkeit im untersten Kilometer unserer Luftschicht eine besonders wichtige physikalische Zutat. Aus dieser Schicht kommt das Wasser für das Wachstum der Gewittertürme. Dazu schickt der Satellit in Zukunft im Abstand von nur 2 ½ Minuten neueste Daten. Möglich wird diese Messung durch eine Kombination aus zwei Messkanälen, wobei ein Kanal im sogenannten Nahen Infrarot und der andere im Thermischen Infrarot angesiedelt ist.“
Die höhere zeitliche Abtastrate des neuen Satelliten spielt gerade bei der Entstehung von Unwettern eine entscheidende Rolle für rechtzeitige Warnungen. Dazu Holzer: „Wir können in Zukunft mit sogenannten rapid-Scan Bildern im Abstand von wenigen Minuten sehen, wie heftige Gewitter geboren werden. Und erstmals wird es auch möglich sein, Blitze vom Satelliten aus zu erfassen. Besonders für Gebiete ohne gutes Blitzortungssystem, also etwa Meeresgebiete oder weniger entwickelte Staaten, bieten die innovativen Blitzdaten deutlich verbesserte Warnmöglichkeiten. Und wir trainieren Meteorologen aus Finnland genauso wie aus Spanien hier in unserem „ESSL Research- and Training Center“ in Wiener Neustadt auf diese neuen Daten.“
Trainingscenter in Wiener Neustadt
Das Europäische Unwetterforschungsinstitut ESSL (European Severe Storms Laboratory – Science and Training) ist eine gemeinnützige Forschungseinrichtung. Das ESSL forscht neben den genannten internationalen Trainings- und Testbed-Aktivitäten auch an der Entstehung von Unwettern, beispielsweise in einem FWF-Projekt gemeinsam mit der ZAMG (zukünftig GeoSphere Austria) und dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) in England. Das ESSL ist zudem Veranstalter der Europäischen Unwetterkonferenzen ECSS. Möglich gemacht wurde der Aufbau des ESSL Research and Training Centers durch eine Unterstützung des Landes Niederösterreich und der Stadt Wiener Neustadt.