Bei einer Pressekonferenz in St. Pölten stellten Landesrat Martin Eichtinger, Norbert Fidler (Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse in Niederösterreich) und Primaria Sonja Gobara das neue Autismuszentrum in Wiener Neustadt vor, das bis zum Jahr 2024 eröffnen soll.
Ein Prozent der Weltbevölkerung hat Autismus, in Niederösterreich sind das 1.000 Kinder im Vorschulalter. „Mit dem Start des Autismuszentrums Sonnenschein in St. Pölten erhielten Kinder 2015 erstmals ein eigenes Zentrum. Seitdem zeigt sich, welche positiven Effekte eine passende Therapie haben kann. Um noch mehr Kinder behandeln und betreuen zu können, wird es 2024 einen weiteren Standort in der Thermenregion geben. Mit dem zweiten Standort des Autismuszentrums Sonnenschein in Wiener Neustadt ist Niederösterreich das Bundesland mit der besten Versorgung in Österreich. Kein anderes Bundesland hat ein ähnliches Netzwerk in dieser Form“, betonte Landesrat Eichtinger. Sechs Expertinnen und Experten werden den Dienst im Autismuszentrum aufnehmen. Der laufende Betrieb wird jährlich mit rund 850.000 Euro durch das Land Niederösterreich und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) finanziert.
“Ein weiteres Leuchtturmprojekt”
„Als Österreichische Gesundheitskasse sind wir froh und stolz darauf, gemeinsam mit dem Land Niederösterreich einen wesentlichen Finanzierungsbeitrag zu leisten, damit das Erfolgsmodell ‚Autismuszentrum Sonnenschein‘ nun auf einen weiteren Standort in Niederösterreich übertragen wird“, sagte Norbert Fidler, der Landesstellenausschussvorsitzende der ÖGK in Niederösterreich, der auch betonte: „Damit setzen wir einen weiteren Meilenstein bei der bedarfsgerechten Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die mit einer besonderen Herausforderung ins Leben gehen. Unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Familie erhalten sie von hochkarätigem Fachpersonal die Hilfe, die sie brauchen. Wir sind dankbar für die langjährige Expertise unseres Partners bei diesem Projekt, dem Verein Sonnenschein. So sind wir sicher, dass in Wiener Neustadt ein weiteres Leuchtturmprojekt entsteht, wo diese jungen Menschen sozialen Rückhalt und die notwendige Unterstützung erfahren, damit sie ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben führen können.“
Ärztezentrum in der Martinsgasse
Primaria Sonja Gobara, Leiterin des Autismuszentrums Sonnenschein, führte aus: „Studien belegen, dass durch eine frühe Diagnostik, einen frühen Therapiebeginn und eine hohe Therapieintensität nicht nur die Entwicklung des einzelnen Kindes positiv beeinflusst werden kann, sondern auch sekundäre Störungen vermieden werden können, wie beispielsweise selbst- und fremdaggressives Verhalten und die vermehrte Betreuung in institutionellen Einrichtungen“. Was das Team betreffe, „starten wir mit einer Ärztin, zwei speziell geschulten Psychologinnen, einer Logopädin, einer Ergotherapeutin sowie einer administrativen Kraft. Wir werden in das von der Stadt Wiener Neustadt geplante Ärztezentrum in der Martinsgasse einziehen. Damit stehen Finanzierung, Räumlichkeiten und das Team“, so die Autismus-Expertin.
Zurzeit laufen die Detailplanungen für das Ärztezentrum, für das neben dem Autismuszentrum auch verschiedene Ordinationen vorgesehen sind. Noch im ersten Halbjahr 2023 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die ersten Ärztinnen und Ärzte werden voraussichtlich im Herbst 2024 einziehen können.
Erfolgsmodell seit 2015
Am Standort St. Pölten wurden alleine 2022 insgesamt 75 Kinder mit einer Autismusspektrum-Störung betreut und behandelt – 40 von ihnen erhielten eine intensive Behandlung, 30 nutzten diagnostische Leistungen, fünf Diagnostik und Behandlung. Insgesamt wurden seit der Eröffnung 2015 etwa 300 Patientinnen und Patienten mit deren Familien betreut. Für Eltern gibt es in St. Pölten eigene Elterntrainings, eine Elterngruppe unter Supervision.
Seit Frühling 2022 bietet das Autismuszentrum Sonnenschein auch Seminare und Podcasts an. Die Podcast-Reihe startete am Weltautismustag am 2. April 2022, bisher gibt es sieben Folgen. Die Podcasts richten sich an Eltern, Fachpersonen und Interessierte und informieren über verschiedene Themen rund um Autismus-Spektrum-Störungen.