Die Fachhochschule Wiener Neustadt stellt am 10.6. gemeinsam mit dem Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien das vom „Fonds Gesundes Österreich“ geförderte Projekt „Eine Bibliothek für Alle – die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt“ vor.
Die Pandemie verdeutlichte vielen Menschen, dass Gesundheit und soziale Aktivitäten Hand in Hand gehen. Während der zahlreichen Lockdowns mussten viele Menschen auf das soziale Miteinander und den Austausch mit anderen verzichten. Diese Situation machte besonders deutlich, wie wichtig es ist, Menschen mit Einschränkungen am Alltag teilhaben zu lassen. Das Projekt „Die demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt“ soll dies nun auch Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ermöglichen.
Demenzfreundlichen Angebote
Aus diesem Grund arbeiteten die Wissenschaftlerinnen der FH Wiener Neustadt und der Universität Wien gemeinsam mit der Bibliothek im Zentrum, der Bürgerservicestelle und dem Museum St. Peter an der Sperr an der Umsetzung dieses einzigartigen Projekts. Wertvolle Unterstützung gab es von der Selbsthilfegruppe Alzheimer Austria, sowie Angehörigen von Betroffenen. Gefördert wird das Projekt vom Fonds Gesundes Österreich.
Projektleiterin Verena Tatzer erklärt: „Die Bibliothek, das Museum und die Bürgerservicestelle haben es geschafft, in der Pandemie ihre Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Demenz und ihre demenzfreundlichen Angebote weiterzuentwickeln. Alle Mitarbeitenden sind sensibilisiert und tragen so zu einem demenzfreundlichen Wiener Neustadt bei!“
Erste Schritte: Weiterbildung und Umgestaltung
Im Rahmen des partizipativen Projekts wurde mittels Umfragen und Walking Interviews ermittelt, welche Voraussetzungen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen für den Besuch der „Bibliothek im Zentrum“ geschaffen werden müssen. Daher erweiterte die Bibliothek ihren Medienkatalog um Bücher und Medien zu diesem Thema und richtete auch spezielle Sitzecken und Maßnahmen zur besseren Orientierung ein. Auch das Museum bietet spezielle Führungen für Betroffene an und die Bürgerservicestelle stellt Folder zum Thema zur Verfügung.
Im Rahmen der Sensibilisierung der Mitarbeitenden nahmen diese an Workshops zum Thema Kommunikation mit Menschen mit Demenz teil. Dabei waren auch die Ideen der Bevölkerung gefragt. Bibliotheksleiterin Marion Götz freut sich über die zahlreichen Vorschläge und die Vernetzung: „Das Projekt hat dazu geführt, dass wir uns mit den Einrichtungen der Stadt vernetzt haben. Wir sind eine Bibliothek für Alle und als öffentliche Einrichtung, aber auch als wissenschaftliche Bibliothek haben wir eine wichtige Funktion in der Stadt, um Information und Wissen den Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen.“
Hoffnung auf weitere demenzfreundliche Projekte
Das Projekt demonstriert eindrucksvoll, dass Demenz kein Tabuthema und die gute Sorge für Menschen mit Demenz keineswegs ausschließlich eine Aufgabe von Gesundheitsorganisationen ist. Zudem zeigt die „demenzfreundliche Bibliothek Wiener Neustadt“, dass es für ein gutes Leben mit Demenz nicht nur auf gute medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgung ankommt, sondern auch kommunale Einrichtungen einen erheblichen Beitrag bei der Gestaltung einer demenzfreundlicheren Gemeinde leisten können. Das gibt Anlass zur Hoffnung auf Anregungen und Umsetzungen weiterer demenzfreundlicher Projekte. Verena Tatzer, die selbst Ergotherapeutin ist, zeigt sich zuversichtlich: „Soziale Teilhabe ist für alle Menschen gesundheitlich wichtig. Der Beitrag zu einem guten Leben mit Demenz in der Gemeinde ist lohnend für alle.“