Was in vielen Teilen der Welt völlig normal ist, führt hierzulande häufig zu heftigen Ekelattacken – der Verzehr von Insekten. Das Bundesrealgymnasium Gröhrmühlgasse in Wiener Neustadt will deshalb die Akzeptanz von Nahrung aus Insekten steigern.
Die Fachhochschule Wiener Neustadt steht mit Ihrer Expertise der Schule dabei als wissenschaftliche Kooperations-Partnerin bei Entwicklung und Umsetzung dieses Vorhabens zur Seite. Im Oktober fiel der Start-Schuss zu der Kollaboration.
Einjährigen Projekt „ProteInsects“
Die Wortkreation „ProteInsects“ bezieht sich auf Insekten, die als Proteinquelle genutzt werden sollen. Im Falle des BRG Gröhrmühlgasse werden das hauptsächlich die Larven des Mehlkäfers sein. Während des einjährigen Projekts wird aber nicht nur ein weiter Bogen über die Fächer Biologie, Gesundheitslehre, Informatik und Physik gespannt und eine smarte Mehlkäferfarm gebaut – die Schülerinnen und Schüler müssen sich zudem einer großen Herausforderung stellen!
„Ich finde unser Projekt „Proteinsects“ wichtig, da wir so die Schülerinnen und Schüler an unserer Schule über alternativen Ernährungsweisen und Proteinquellen aufklären können“, freut sich Dominik Tanzer aus der Klasse 7cI am Gymnasium auf das Projekt.
Wenn da nicht der Ekel wäre…
Die größte Challenge wird die Überwindung der kulturbedingten Abscheu gegenüber Maden, Käfern und anderem Kriechgetier auf dem Teller darstellen. Während des Projekts werden die Beteiligten deshalb auch selbst versuchen, ihre Abneigung gegenüber Insekten als Nahrungsmittel abzubauen. Die Kooperation zwischen der FH Wiener Neustadt und dem BRG Gröhrmühlgasse hat daher auch großen Symbolcharakter, weil sie darüber hinaus den Willen zur Nachhaltigkeit und zum Umdenken symbolisiert.
„Es freut mich sehr, das BRG Gröhrmühlgasse bei diesem spannenden und zukunftsweisenden Projekt als Kooperationspartner unterstützen zu dürfen. Unsere Kolleginnen und Kollegen vom Studiengang Lebensmittelproduktentwicklung & Ressourcenmanagement am Campus Wieselburg stellen gemeinsam mit dem Team des Instituts für Industrial Engineering & Management vom Campus 1 in Wiener Neustadt ihre Expertise zur Verfügung, indem sie sie bei den Themen Produktentwicklung im Lebensmittelbereich und bei der Entwicklung eines mechatronischen Systems wie einer „smarten Mehlkäferfarm“ beraten sowie unterstützen“, berichtet Ingo Feinerer, Leiter der Fakultät Technik an der FHWN.
Die Schülerinnen und Schüler der „Laborklasse“, die dieses Thema eigeninitiativ angeregt haben, gehen hochmotiviert in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Insekten als Nahrung“ sowie der damit verbundenen ökologischen Relevanz.
„Smarte“ Käferfarm
Die „Medieninformatikklasse“ wird sich der medialen Präsentation von „ProteInsects“ widmen. Das soll auf analogem (z.B. Plakate, Folder) und digitalem Weg (z.B. mittels einer App) erfolgen. Während des Projekts werden die Schülerinnen und Schüler außerdem eine sensorüberwachte „smarte“ Mehlkäferfarm entwerfen und bauen. „Die Teams können dabei unseren Maker Space in Wiener Neustadt, das Innovation Lab, für die Prototypentwicklung der Mehlkäferfarm nutzen, im Sensoriklabor am Campus Wieselburg wird die qualitätsgesicherte Verkostung von Insekten ermöglicht“, so Feinerer.
Für knapp zwei Milliarden Menschen stellen Insekten schon jetzt einen natürlichen Bestandteil ihrer Ernährung dar. In Asien, Australien, Zentral- und Südamerika sind Maden, Raupen, Würmer, Heuschrecken oder Termiten nicht selten auf dem Speiseplan zu finden. Die Gliederfüßer sind nicht nur reich an hochwertigen Proteinen, sondern weisen zudem auch einen durchschnittlichen Fettgehalt von 13 bis 33 Prozent auf. Darüber hinaus enthalten sie auch eine Vielzahl an Mikronährstoffen, Vitaminen und sind von ihrem Energiewert vergleichbar mit dem von Fisch.
Insekten sind das Nahrungsmittel der Zukunft – das ist sicher. Durch das Projekt „ProteInsects“ werden sie jedoch auch Teil unserer Gegenwart und landen vielleicht schon bald auch auf unserem Speiseplan.