Seit Dezember 2016 gibt es in Wiener Neustadt ein spezielles Förderprojekt für Schülerinnen und Schüler nicht-deutscher Muttersprache.
Dabei werden die Kinder dreier Volksschulen in Musikerziehung, Werken, Zeichnen, Turnen und zum Teil in Mathematik im Klassenverband belassen, während der übrigen Unterrichtszeit erfahren sie in temporärer Gruppenbildung eine intensive Sprachförderung – ein Projekt, das aufgrund der raschen Erfolge von der Bundesregierung schon bald nach Wiener Neustädter Vorbild auf ganz Österreich ausgeweitet wurde.
Nach dem Herunterfahren der Schulen infolge der Corona-Pandemie wurde nun erneut Bilanz gezogen – und die fällt trotz der Umstellung auf „Distance Learning“ und damit verbundener Herausforderungen durchaus positiv aus.
Dreistufige Sprachförderung
Die Sprachförderung gliedert sich in drei Ebenen. Begonnen wird in einer „Deutschförderklasse“ – wer dort entsprechende Erfolge erzielt, steigt in den „Deutschförderkurs“ auf. Erst wenn auch im Kurs eine deutliche Steigerung des Sprachstands erkennbar ist, erlangen die Schüler „ordentlichen Status“ und kehren in den ganz normalen Klassenverband zurück. Nach Evaluierung im Juni 2020 zeigt sich dabei nun folgendes Ergebnis: In der Volksschule Rudolf Wehrl sowie in der Volksschule Baumkirchnerring konnten 35 Prozent der Schüler, in der Volksschule Otto Glöckel 25 Prozent während der Lock-Down-Phase „ordentlichen Status“ erlangen.
Das Resümee nach dem “Home Schooling“
Volksschule Rudolf Wehrl:
- 7 Schüler in der Deutschförderklasse: 3 verbleiben, 4 steigen in den Kurs auf
- 19 Schüler im Deutschförderkurs: 10 bleiben im Kurs, 9 werden ordentlich
Volksschule Baumkirchnerring:
- 27 Schüler in der Deutschförderklasse: 10 verbleiben, 14 wechseln in den Kurs, 3 werden sofort ordentlich
- 23 Schüler im Deutschförderkurs: 9 bleiben im Kurs, 14 werden ordentlich
Volksschule Otto Glöckel:
- 23 Schüler in der Deutschförderklasse: 14 verbleiben, 9 wechseln in den Kurs
- 36 Schüler im Deutschförderkurs: 21 bleiben im Kurs, 15 werden ordentlich
Deutschförderklassen als Erfolgsmodell
„Wiener Neustadt ist ein Hot-Spot, was die Frage der Integration anlangt. Insbesondere in unseren Kindergärten und Schulen sind wir aufgrund des hohen Anteils von Kindern nicht-deutscher Muttersprache mit großen Problemen konfrontiert. Deshalb setzen wir in unseren Brennpunktschulen auf dieses spezielle Sprachförderprogramm, das bereits in den vergangenen Jahren große Erfolge gebracht hat“, so Bürgermeister Klaus Schneeberger und Bildungsstadtrat Philipp Gruber, „dass nun auch nach dem Lock-Down und der Umstellung auf ‚Home Schooling‘ de facto kein Verlust von deutschsprachlichen Kompetenzen erkennbar ist, ist besonders erfreulich und zeigt, dass wir mit den Deutschförderklassen einen funktionierenden Weg gefunden haben, um den Erwerb von Sprache zu fördern. Unser Dank gilt der Abteilungsleiterin der Bildungsdirektion NÖ, Außenstelle Wiener Neustadt, Schulqualitätsmanagerin Sabine Karl-Moldan für diesen innovativen Ansatz sowie unseren engagierten Pädagoginnen und Pädagogen der Stadt Wiener Neustadt, die dieses Konzept höchst professionell umsetzen.“