Startseite Wirtschaft Coronavirus Neue „Pleitenholding“ soll systemrelevante Firmen retten

Neue „Pleitenholding“ soll systemrelevante Firmen retten

AKNÖ-Chef Wieser fordert staatliche Firma für Krisenfälle

Dieser Artikel wurde vor 4 Jahren veröffentlicht.

Pleitenholding / Foto: freepik
Foto: freepik

Aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Krise, die einige Wirtschaftszweige fast zum Erliegen gebracht hat, rechnen die Gläubigerschutzverbände ab Herbst mit einer stark steigenden Zahl von Unternehmensinsolvenzen und damit auch mit dem Verlust von Arbeitsplätzen.

In Anbetracht des drohenden Szenarios fordert der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) Markus Wieser die Gründung einer staatlichen Firma für Krisenfälle. Diese „Pleitenholding“ hätte die Funktion, „Betriebe, die die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gewährleisten, bei Zahlungsschwierigkeiten aufzufangen.“ Unterstützen soll die Krisen-Feuerwehr jene Unternehmen, die systemerhaltende Infrastruktur anbieten, wie Lebensmittel, Verkehrs-, Telekommunikations-, Energie- und Finanzdienstleistungen, so Wieser.

Idee der „Pleitenholding“ nicht neu

Unter dem sperrigen Namen „Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen“ (GBI) hat es eine derartige „Pleitenholding“ zwischen den Jahren 1983 und 2001 in Österreich schon einmal gegeben. Die Leistungsbilanz der damaligen Sanierungsgesellschaft fällt in Niederösterreich allerdings zwiespältig aus. Die damals ins Trudeln geratene Schraubenfabrik Schmid in Hainfeld, die später vom deutschen Würth-Konzern übernommen wurde, ist noch heute auf dem Markt erfolgreich unterwegs. Freilich gibt es auch eine Reihe von Fehlschlägen in der Geschichte der „Pleitenholding“. Die Waldviertler Textilfirma Ergee in Schrems ist so ein Fall und auch der Viskosegarne-Hersteller Glanzstoff in St. Pölten. Beide Unternehmen haben letztlich doch – viele Jahre nach der Rettung – geschlossen werden müssen.

Enormer Anstieg an Beratungen

Dass die Corona-Krise das Wirtschaftsgeschehen weiter im Griff hält und die Arbeitswelt einschneidend verändert hat, macht die AKNÖ in ihrer Halbjahresbilanz über die für ihre Mitglieder erbrachten Leistungen zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen deutlich. Demnach haben sich zwischen Jänner und Juni 2020 rund 110.000 NÖ Beschäftigte persönlich, telefonisch oder schriftlich von ihrer Interessenvertretung beraten lassen. „Das ist ein enormer Anstieg um 50 Prozent gegenüber 2019 gewesen“, sagt Wieser. Die meisten Anfragen habe es zu den Themen Kurzarbeit, Urlaubsverbrauch, Home-Office, Risikogruppen sowie Schutz vor einer möglichen „Covid-19“-Ansteckung gegeben.

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