So etwas hat es in Wiener Neustadt noch nicht gegeben: 22 Traktoren rollten am Samstag über den Hauptplatz zum Rathaus.
„Beton kann man nicht essen.“
Laut Veranstalter standen über 200 Menschen Spalier, klatschten und unterstützten die Bauern aus der Nachbargemeinde lautstark. Angeführt wurde die Protestfahrt gegen die geplante Ost-Umfahrung von Johann Müllner, dem Obmann der örtlichen landwirtschaftlichen Genossenschaft und Chef der Agrargemeinschaft: „Wir wollen nicht verkaufen, um kein Geld der Welt. Wir bewirtschaften dieses Land schon seit unzähligen Generationen.“ Gemeinsam mit seinem Sohn Florian brachte er auch ein Symbol für den Widerstand mit: ein „Steinbrot“. Passend zum Motto auf einem der vielen Transparente: „Beton kann man nicht essen.“
Wahltag ist Zahltag
Müllner ließ keinen Zweifel daran, dass der Widerstand der Bauern gegen die geplante Ost-Umfahrung weiter anhalten wird und sie ihre besten Äcker nicht hergeben werden. „Wahltag ist Zahltag“ erinnerte ein weiteres Banner an die bevorstehende Landtagswahl in Niederösterreich, bei der die Ost-Umfahrung zu einem der brennendsten Themen wird. Knapp 6.000 Menschen haben bereits gegen das Straßenbauprojekt aus den 70er-Jahren und für den Erhalt der Fischa-Auen sowie der Lichtenwörther Äcker unterschrieben.
ÖVP spricht zum zweiten Mal von „keinen Enteignungen“
Die Traktor-Demo war Teil eines großen Aktionstages der Plattform „Vernunft statt Ostumfahrung“ am Neustädter Hauptplatz. Mit dabei waren auch die Initiator:innen des Initiativantrags „Freie Felder – Bodenschutz in Wiener Neustadt.“ Hochkarätig besetzt war zudem die öffentliche Diskussion „Zukunft der Mobilität“. Trotz Einladung nicht gekommen sind politische Vertreter:innen der Neustädter Regierungsparteien. In einer ersten Stellungnahme gegenüber dem ORF NÖ reagierte aber Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) mit einer Ansage: „Man wolle Enteignungen unbedingt vermeiden“. Das erinnert an ein Versprechen seines Parteikollegen Klaus Schneeberger (ÖVP-Klubobmann und Bürgermeister von Wiener Neustadt), der bei einer Bauernversammlung zur Ost-„Umfahrung“ ebenfalls versprach, dass es „keine Enteignungen geben wird“.