Heute in den frühen Morgenstunden wurde unter Polizeieinsatz das Besetzungsbaumhaus im Natura-2000 Schutzgebiet Fischa Auen geräumt und entfernt. Es stand bis dato Rodungsarbeiten für die Ostumfahrung im Weg. Vor Ort formiert sich bereits Widerstand der Bevölkerung gegen das umstrittene Verkehrsprojekt.
Heute in den frühen Morgenstunden wurde unter Polizeieinsatz das Besetzungsbaumhaus im Natura-2000 Schutzgebiet Fischa Auen geräumt und entfernt. Es stand bis dato Rodungsarbeiten für die Ostumfahrung im Weg. Vor Ort formiert sich bereits Widerstand der Bevölkerung gegen das umstrittene Verkehrsprojekt.
“Es war zum weit sichtbaren Symbol geworden: das Baumhaus in der Au der Warmen Fischa. Viele Menschen aus der Umgebung kamen vorbei, um es zu besichtigen. Zuletzt nahmen dort drei renommierte Wissenschafter in einem Pressegespräch gegen dieses Straßenprojekt aus der fossilen Steinzeit Stellung. Nun wurde es gewaltsam entfernt.”, heißt es in einer Aussendung der Plattform “Vernunft statt Ostumfahrung”. “Beton statt Gemüseacker, Verkehrslawine statt intakte Au – Bürgermeister Schneeberger versucht heute seinen Betonkurs durchzuboxen und lässt uns gewaltsam räumen. Wir werden so lange bleiben wie möglich um unsere Lebensgrundlagen zu verteidigen.”
Land: “rechtskonformer Zustand wiederhergestellt”
Von Seiten des Landes heißt es nur: “Im Trassenverlauf wurde im Bereich der ‘Warmen Fischa’ von Unbekannten ein Baumhaus und ein Steg errichtet. Nach eingehender Prüfung durch die zuständigen Behörden (Gemeinde Lichtenwörth, BH Wiener Neustadt, Land Niederösterreich) und Abwicklung der vorgeschriebenen Verfahren nach Bau-, Wasser- und Naturschutzrecht musste das Baumhaus entfernt werden, da es keiner der genannten gesetzlichen Bestimmungen entsprach. Daher erfolgte nun die Räumung des Areals, welches im Eigentum der Republik Österreich steht, wodurch ein rechtskonformer Zustand wiederhergestellt werden konnte.”
Spontaner Protest vor Ort
Viele entrüstete BürgerInnen kamen spontan zur angrenzenden bedrohten Ackerfläche des Bio-Landwirtes Hans Gribitz und protestierten gegen die Zerstörungswut von Landbauer und Schneeberger: “In der Dunkelheit wollte das Land NÖ Fakten schaffen und die wertvollen Äcker und die Fischa-Auen zerstören. Das alles gegen den Willen der Bevölkerung. Wir lassen uns nicht mehr gefallen, dass für die Macht- und Profitinteressen einiger weniger die Lebensgrundlagen und ein wichtiges Naherholungsgebiet vernichtet werden. Laut Bundesverwaltungsgericht ist das „Hauptziel dieser Straße die bessere Erschließbarkeit neuer Gewerbegebiete“ – damit ist der „Entlastungsschmäh“ der Politik widerlegt.”
Reaktionen aus der Politik
Die Grüne Klubobfrau und Landessprecherin Helga Krismer zur Räumung des Camps gegen die Ostumfahrung: „Der schwarz-blau-roten Stadtregierung in Wiener Neustadt mit ihrem Landesrat Udo Landbauer kann es nicht rasch genug gehen, um gegen jede Vernunft Lebensraum dem Asphalt zu opfern. Widerstand der Zivilgesellschaft leistet enormes und so leicht lassen sich Menschen nicht vertreiben!“
„Es ist mehr als fragwürdig, mit welcher Intensität und mit welchem Druck versucht wird, dieses Retro-Projekt durchzudrücken. Die ÖVP blockiert – unterstützt von FPÖ und SPÖ – seit Jahren verkehrsberuhigende Maßnahmen, um den Bau der Ostumfahrung zu rechtfertigen. Und dass, obwohl die Planung dieser Straße Jahrzehnte zurückreicht, eine Alternativenplanung bis heute fehlt, die Kosten ins unermessliche steigen und das Bewusstsein für die Flächenversiegelung vor allem in der Bevölkerung gestiegen ist. Dieses verantwortungslose Vorgehen hat eine schnelle Lösung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger auf Jahre verhindert“, so Umweltsprecher der NEOS-Ortsgruppe und NR-Kandidat Theodor Harnisch, der sich von der Räumungsaktion heute selbst ein Bild vor Ort macht.
Wie geht es weiter?
Mit der Kampfmittelräumung wurde bereits am südlichen Beginn des Ringschlusses bei der S4/B53 gestartet. Sie wird sich sukzessive Richtung Norden vorarbeiten. Gearbeitet wird mit einem Minibagger; sämtliche Störpunkte (ca. 1.200), welche im Zuge der im Herbst 2023 durchgeführten Oberflächensondierung gefunden wurden, werden dabei im Vorfeld ausgesteckt und anschließend händisch oder maschinell ausgegraben. Die Arbeiten werden bis zum Baubeginn abgeschlossen werden.
In Kürze werden baubegleitend archäologische Sondierungen auf der zukünftigen Trasse durchgeführt. Dies erfolgt durch eine Fachfirma für Archäologie unter Einbeziehung des Bundesdenkmalamtes. Auf Grund einer im Vorfeld erstellten Studie werden nur wenige archäologisch relevante Funde erwartet, heißt es in einer Aussendung des Landes.