Die legendäre „Pressekonferenz der Tiere“ im Mai 1984 war Geburtsstunde der Proteste zum Erhalt der Hainburger Au. In Anlehnung an das historische Medienereignis versammelten sich UmweltaktivistInnen von damals und heute für eine “Pressekonferenz der Tiere 2.0” in Lichtenwörth. Sie fordern den sofortigen Stopp der “Ostumfahrung”, die eine verheerende Asphaltschneise durch ein Naturschutzgebiet und fruchtbarste Äcker schlagen würde.
AktivistInnen von 1984
Doris Holler-Bruckner kämpfte damals als Aktivistin für den Erhalt der Donau-Auen. Die heutige Chefredakteurin von oekonews betont: “Viele der Forderungen von damals sind aktueller denn je: Es geht um den Schutz von Wasser und Wald, um zukunftsfāhige Klima-, Verkehrs- und Umweltpolitik und mehr direkte Demokratie, um Handeln, das eine gute Zukunft für uns und unsere Kinder und Enkel mitträgt.”
Reinhard Bödenauer ist Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien und war auch 1984 bei der Besetzung der Stopfenreuther Au nahe Hainburg: “Es war der Kampf David gegen Goliath – von einer kleinen Gruppen von Aktivist:innen gegen große Gegner, wie Parteien und Interessensvertretungen. Damals war es ein großer Sprung für zivilgesellschaftliches Engagement.”
Lebensgrundlage versus Profitgier
Der Kampf David gegen Goliath geht heute weiter. Robin ist Teil der Aktivist:innen, die die Fischa Au mit einem Baumhaus vor den Bauarbeiten der “Ostumfahrung” beschützen: “Wir wollen, dass das Ausmaß der Katastrophe erkannt wird, mit der der Kapitalismus unsere Lebensgrundlage wegfrisst. Wir sind hier, um zu zeigen, dass unser Recht auf fruchtbare Böden und Ernährungssouveränität schwerer wiegt als die Profitgier der Mächtigen!” Vor der Pressekonferenz luden die AktivistInnen am von der Enteignung für den Straßenbau bedrohten Acker zum gemeinschaftlichen Erdäpfel-Setzen ein. Um die 200 UnterstützerInnen waren gekommen und hatten eine Erdäpfel-Patenschaft übernommen.
Helmut Buzzi, heute vehementer Gegner der Ostumfahrung, war erst 17 Jahre alt, als er an den Protesten in Hainburg teilnahm: “Nie hätte ich damals gedacht, dass 40 Jahre später noch immer Naturschutzgebiete, wertvollste Ackerflächen und letztlich unsere Lebensgrundlagen der Profitgier geopfert werden. Aber leider: Bürgermeister Schneeberger will das uralte Betonprojekt Ost’umfahrung’ ohne Volksbefragung und ohne Alternativenprüfung durchpeitschen – im Sinne der Baukonzerne und für neue Gewerbegebiete!”
Kommt im Herbst Hainburg 2.0?
Geht es nach Wr. Neustädter Bürgermeister Schneeberger und NÖ Verkehrslandesrat Landbauer soll im Herbst der Spatenstich für die umstrittene “Ostumfahrung” erfolgen. Irene Nemeth ist Teil der Bürgerinitiative “Vernunft statt Ostumfahrung”, die seit Jahren gegen das Projekt kämpft: “Der Unmut über die Verantwortungslosigkeit geht weit über die lokale Bevölkerung hinaus und über alle Parteigrenzen hinweg, das zeigen Umfragen. Sollte die Politik bis Herbst nicht zur Vernunft kommen, rechnen wir mit einem Proteststurm, der Hainburg ebenbürtig ist. Die Menschen haben genug von dieser Betonpolitik!”