Startseite Regional Ausbildung So viel verdienen die NiederösterreicherInnen wirklich

So viel verdienen die NiederösterreicherInnen wirklich

Industrieviertel schon lange nicht mehr im Spitzenbereich

Dieser Artikel wurde vor 1 Jahr veröffentlicht. (Letztes Update vor: 1 Jahr)

Lohn und Gehalt / Foto: Freepik
Foto: Freepik

Wie viel ein Arbeitnehmer in Niederösterreich verdient, hängt sehr stark davon ab, wo er seinen Arbeitsplatz hat. Denn die Höhe von Löhnen und Gehältern klafft in den NÖ Bezirken weit auseinander.

Das bestätigt einmal mehr die jüngste Einkommensanalyse der NÖ Arbeiterkammer (AKNÖ), die das mittlere monatliche Brutto-Einkommen – das sogenannte „Medianeinkommen“ – als Messzahl heranzieht. Der umfangreichen Studie hat der NÖ Wirtschaftspressedienst interessante Details entnommen.

Große regionale Unterscheide

Am besten verdient man demnach im westlichsten Bezirk des Landes. 2022 betrug das mittlere Brutto-Monatseinkommen in Amstetten 2.709 Euro. Das sind um 252 Euro oder 10,3 Prozent mehr als der Durchschnittsverdienst in Niederösterreich. Gegenüber dem einkommensschwächsten NÖ Bezirk Krems-Land, wo das Medianeinkommen nur 1.967 Euro ausmacht, erhalten die Amstettner Arbeitnehmer sogar um 742 Euro mehr.

Löhne und Gehälter über dem NÖ Durchschnittseinkommen von 2.457 Euro wurden 2022 nur in sieben Bezirken gezahlt, nämlich in Amstetten, Scheibbs, Gmünd, Lilienfeld und Wiener Neustadt-Land sowie in den beiden Statutarstädten St. Pölten und Waidhofen/Ybbs. In allen anderen NÖ Bezirken hingegen lag das mittlere Brutto-Monatseinkommen entweder knapp oder deutlich darunter.

Österreichweit am vorletzten Platz

Im Bundesländer-Ranking erreicht Niederösterreich hinter Tirol lediglich den achten und vorletzten Platz. Am meisten verdienen Arbeitnehmer in Vorarlberg mit einem Medianeinkommen von 2.712 Euro, am wenigsten im Burgenland mit 2.251 Euro. „Die steigenden Preise bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer massiv“, stellt AKNÖ-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser fest. Es brauche wirksame Maßnahmen gegen die Inflation und hohe Lohnabschlüsse, um die Realeinkommen abzusichern.

Deutlicher Gender Pay Gap

Teilweise höchst bemerkenswerte Resultate liefert die AKNÖ-Studie, betrachtet man die Entwicklung der Einkommen in den einzelnen NÖ Regionen. Demnach weist das Mostviertel das höchste Einkommensniveau auf. Wirtschaftliches Zugpferd dort ist eindeutig der Bezirk Amstetten. Hier lag das Medianeinkommen 2022 um 467 Euro über jenem von Melk. Wermutstropfen: In Amstetten sind die Einkommensunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Arbeitnehmern besonders groß. In diesem Bezirk verdienen Frauen – auch weil sie kaum in beruflichen Top-Positionen anzutreffen sind – um 42 Prozent weniger als Männer.

Die Region mit dem zweithöchsten Einkommensniveau in Niederösterreich ist der Zentralraum mit den Bezirken St. Pölten-Land, Krems-Land, Lilienfeld und Tulln sowie den Statutarstädten St. Pölten und Krems. Bei Betrachtung der Detailergebnisse fällt hier insbesondere der große Einkommensunterschied zwischen dem einkommenstärksten Bezirk St. Pölten-Stadt und dem einkommenschwächsten Krems-Land auf: Die Differenz macht beachtliche 701 Euro aus.

Industrieviertel nur mehr auf Platz drei

Seine einstige Spitzenposition bei den Einkommen von Arbeitern und Angestellten in Niederösterreich hat das Industrieviertel schon lange verloren, im NÖ Regionen-Ranking reicht es nur noch zu Platz drei. Das durch die Beschäftigtenzahl gewichtete Durchschnitts-Medianeinkommen der Bezirke Baden, Bruck/Leitha, Mödling, Neunkirchen, Wiener Neustadt-Stadt und Wiener Neustadt-Land lag 2022 in Summe um 2,3 Prozent unter dem NÖ Landesniveau. Bemerkenswert ist, dass trotz der Größe des Industrieviertels die Bezirksergebnisse verhältnismäßig nahe beieinander liegen.

Zwar konnte das traditionell einkommensschwache Waldviertel in den letzten Jahren einigen Boden zum Landesmedian gutmachen, die Einkommen in den Bezirken Horn, Gmünd, Zwettl und Waidhofen/Thaya liegen aber noch immer um 2,8 Prozent unter dem NÖ Durchschnitt. Erfreulich: Allein betrachtet nimmt Gmünd mit einem Medianeinkommen von 2.580 Euro und einem um 5,0 Prozent höheren Einkommensniveau als dem landesweiten den guten vierten Platz im NÖ Bezirks-Ranking ein.

Am wenigsten verdient man in Niederösterreich im Weinviertel. Um 11,6 Prozent lagen die Einkommen 2022 in den Bezirken Hollabrunn, Korneuburg, Mistelbach und Gänserndorf unter dem Landesmedian. Große Unterschiede in der Höhe von Löhnen und Gehältern gibt es in diesem NÖ Landesviertel nicht nur zwischen Spitzen- und Wenigverdienern, sondern auch unter den einzelnen Bezirken: Die Einkommensdifferenz zwischen Korneuburg und Hollabrunn beträgt 286 Euro.

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