„Der Regen hat aufgehört, in vielen Regionen gehen die Pegelstände zurück. Nichtsdestotrotz bleibt die Lage angespannt“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz vor dem NÖ Feuerwehr- und Sicherheitszentrum nach der heutigen Lagebesprechung zur aktuellen Hochwassersituation in Niederösterreich.
Es gebe zwar, so die Landeshauptfrau, „etwas Entspannung, aber es gilt weiterhin vorsichtig und wachsam zu sein.“ Mit dem Rückgang des Wassers seien die Zerstörungen und Schäden sichtbar, aber zur Stunde könne man die Dimensionen nicht abschätzen. Mikl-Leitner dazu: „Wir wissen aber mit Sicherheit, dass die Menschen Sorgen und Ängste haben, vor allem viele Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Das heißt, die Schäden sind massiv, aber vor allem auch das menschliche Leid.“ Zudem habe man in Niederösterreich Todesopfer zu beklagen. Die Landeshauptfrau sprach „in diesen schweren Stunden und Tagen“ den Familien, Verwandten und Freunden ihr Mitgefühl aus.
Solidarität und Hilfsbereitschaft
„So gewaltig die Wassermassen in den letzten Tagen waren, so gewaltig war die Solidarität im Land. Wiederum hat sich gezeigt, die Freiwillige Feuerwehr ist das Herz eines funktionierenden Katastrophenschutzes – mit Unterstützung des Österreichischen Bundesheeres, der Polizei und allen Rettungsorganisationen. Dafür ein großes und herzliches Dankeschön.“ Besonders strich die Landeshauptfrau auch die Unterstützung aus den Bundesländern und durch die Bundesregierung hervor. Ein Danke richtete sie an die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die „vor allem erster Katastrophenmanager vor Ort sind und alles tun für ihre Bürgerinnen und Bürger.“ Ein ganz großer Dank gelte auch den „Landsleuten fürs Zusammenstehen, Zusammenhalten und fürs Durchhalten. Diese Nachbarschaftshilfe und Solidarität ist beispielhaft und darauf können wir stolz sein.“
Schadenskommissionen nehmen Arbeit auf
Das Unwetter habe das ganze Land und die Landsleute vier Tage gefordert, die Einsatzmannschaften hätten alles gegeben. „Aber es ist noch nicht vorbei, jetzt beginnen die Aufräumarbeiten, die wahrscheinlich wochen- und monatelang dauern werden. Zur Stunde werden die Schadenskommissionen gebildet, die zeitnah in die Gemeinden kommen werden, um die Schäden aufzunehmen. Damit wir die Gemeinden und die Familien mit Geldern aus dem Katastrophenschutzfond finanziell unterstützen können. Deshalb werden wir auch zeitnah einen Beschluss fassen, Gelder für diesen Katastrophenschutzfond freizugeben. Denn wer schnell hilft, hilft doppelt“, unterstrich die Landeshauptfrau.
21 Dammbrüche in NÖ
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf sagte, die Einsatzkräfte und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister hätten großartige Arbeit geleistet: „In den letzten Tagen waren insgesamt über 33.000 Einsatzkräfte unterwegs und wir werden sie in den nächsten Tagen auch noch brauchen. Die Aufräumarbeiten sind im vollen Gang und werden in den nächsten Tagen intensiviert. Und wir müssen auch die beschädigten Hochwasserschutzanlagen und Dämme, die gebrochen sind, sofort wieder provisorisch reparieren. Auch da wird ein Schwerpunkt liegen.“ Aktuell zähle man in Niederösterreich 21 Dammbrüche, so Pernkopf. Weiters sagte er: „Es sind 1.120 Objekte in den letzten Tagen evakuiert worden, 2.214 Personen waren davon betroffen. 49 Personen mussten mit dem Hubschrauber geborgen werden. Rund 765 Menschen wurden kurzfristig oder sind noch untergebracht in sogenannten organisierten Unterkünften. 26 Gebiete sind derzeit durch Hochwasser oder vermurte Straßen nicht erreichbar. Da wird in den nächsten Tagen versucht, diese wieder freizubekommen.“ Murenabgänge und Hangrutschungen werden „uns die nächsten Wochen noch beschäftigen“, so der LH-Stellvertreter. Aktuell seien 22 Gemeinden ohne Trinkwasserversorgung, 14 ohne Kanal und rund 2.400 Haushalte ohne Strom. Insgesamt gab es in den letzten Tagen 51 Zivilschutzalarme, aktuell sind 271 Straßen gesperrt und die Westbahn verkehre nach wie vor nicht. Laut Pernkopf sei das Österreichische Bundesheer mit 39 Assistenzanforderungen aus 13 Bezirken beschäftigt.
Fokus auf Bezirke Tulln, St. Pölten und Melk
Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner erklärte, dass „wir 15 Züge aus den anderen Bundesländern mit 1.300 Kräften in den frühen Morgenstunden schon in Einsatz gebracht haben. Wir haben in der Früh schon einen Erkundungsflug gemacht, damit wir wissen, wo die Hotspots liegen. Wir konzentrieren uns aktuell auf die Bezirke Tulln, St. Pölten und Melk.“ Der Schwerpunkt des Tages liege auf Aufräum- und Pumparbeiten, weiters versuche man im Bereich Rust einen gebrochenen Damm mit Unterstützung des Bundesheeres „provisorisch zu flicken“, so Fahrafellner. „Im Großen und Ganzen ist die Hilfe der Aufräumarbeiten voll im Gange und angelaufen. Wir hoffen, dass wir das in den nächsten Tagen noch verstärken können, sodass wir unseren geschädigten Mitbürgern rasch helfen können“, sagte der Landesfeuerwehrkommandant abschließend.