Der Autor der niederösterreichischen Landeshymne, Franz Karl Ginzkey, war überzeugter Nationalsozialist – eine Autoreninitiative forderte im Frühjahr in einem Protestbrief eine textliche Neufassung der Hymne. Das Land Niederösterreich setzte daraufhin eine Historikerkommission unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner ein, um die Historie der Landeshymne und des Verfassers lückenlos aufzuarbeiten.
Die eingesetzte Kommission hat nun einen 91-Seitigen Bericht vorgelegt, der bestätigt, dass keinerlei nationalsozialistisches oder rassistisches Gedankengut im Text der Landeshymne ausgewiesen wurde. Die Kommission sieht keine Notwendigkeit, die Landeshymne zu ändern, jedoch empfiehlt sie eine weitere kritische Auseinandersetzung mit dem Autor der Hymne im Zuge eines wissenschaftlichen Symposiums.
Mikl-Leitner: “die lassen wir uns nicht umtexten”
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Bericht der Historikerkommission: „Niederösterreich ist ein stolzes Land. Ausdruck unserer Verbundenheit mit Niederösterreich ist unsere Landeshymne. Ich bin sehr froh, dass wir in unserer Haltung Rückenwind durch diese angesehene Historiker-Kommission erhalten haben. Der Alarmismus der Protestbriefverfasserinnen und -verfasser hielt einer sachlichen Prüfung nicht stand. Damit steht fest: Unsere Hymne bleibt unsere Hymne und die lassen wir uns nicht umtexten.“
Aufarbeitung durch Historikerkommission
Landesrat Ludwig Schleritzko bedankt sich als zuständiger Landesrat bei der Kommission und dem NÖ Landesarchiv für die Aufarbeitung: „Die Vergangenheit von Ginzkey weist dunkle Flecken auf. Diese Flecken wurden von der Kommission fundiert und transparent aufgearbeitet. Wichtig ist dabei aber, dass uns die Expertinnen und Experten bestätigen, dass der Hymnentext absolut unbedenklich ist. Das bestärkt uns in unserer Entscheidung, den Text unserer Hymne nicht zu ändern. Denn wenn es um unsere Landeshymne geht, lassen wir uns nicht von Emotionen leiten, sondern entscheiden auf Basis historischer Fakten.“
“Autor Ginzkey ist allerdings problematisch”
Kommissions-Vorsitzender Stefan Karner: „Der Hymnen-Text ist weder fremdenfeindlich noch antisemitisch, er ist konventionell und eher typisch für die 1950er Jahre. Die Kommission fordert daher keine Neuausschreibung. Ihr Autor Ginzkey ist allerdings problematisch: Mit 70 trat er 1942 der NSDAP bei, war zuvor u.a. Freimaurer und Funktionär im ‚Ständestaat‘ – ein politisches Chamäleon. Als ‚Minderbelasteter‘ kam er nach 1945 zu höchsten Ehren der Republik. Die Kommission empfiehlt eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Person Ginzkeys durch eine Konferenz und eine Publikation.“ Diese vom NÖ Landesarchiv organisierte Tagung wird im November dieses Jahres in St. Pölten stattfinden.