Niederösterreich zog Bilanz über 20+1 erfolgreiche Jahre „Mobile Jugendarbeit“. Mit einem offiziellen Festakt am Dienstag im Hof des Landhaus St. Pölten und einer umfangreichen Leistungsschau jener 15 Einrichtungen, die heute im Bundesland in diesem Bereich tätig sind, wurde dieses Jubiläum gefeiert.
Wiener Neustadt war mit Jugendstadtrat Philipp Gruber, dem Rumtrieb-Team und der Geschäftsführerin des Trägervereins Jugend & Kultur, Susanne Marton, vertreten.
Landesrätin Christian Teschl-Hofmeister überbrachte zunächst die Grüße der Landeshauptfrau und wies in ihrer Festrede darauf hin, dass die offene und mobile Jugendarbeit neben der verbandlichen Jugendarbeit seit über 20 Jahren ein wichtiger Anker und Wegbegleiter für die Jugendlichen in NÖ auf dem Weg zum Erwachsenenwerden sei. „Selbst in den letzten eineinhalb Jahren, in denen die Pandemie die Sozialarbeit erheblich erschwert hat, wart ihr mit euren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets für unsere Jugendlichen unterwegs. Ich bin euch für eure Bereitschaft, euer Engagement und eure Flexibilität sehr dankbar und danke euch für eure wertvolle Arbeit für und mit unseren Jugendlichen“, so Jugend-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister.
„Jugendliche brauchen zwei wesentliche Dinge auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben: einerseits den Freiraum sich selbst auszuprobieren und zu erfahren. Und andererseits Halt von erwachsenen Menschen, die für sie da sind, wenn sie auf ihrem Weg nach Orientierung suchen“, betonte Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. Darum sei es wichtig, dass es seit über zwanzig Jahren die Mobile Jugendarbeit gibt. Eine Jugendarbeit die sich für die Freiräume der Jugendlichen stark macht. Aber auch eben diese Jugendräume aufsucht, um zu schauen, ob es nicht doch etwas Unterstützung braucht. Abschließend dankte die Landesrätin den MitarbeiterInnen der Vereine der Mobilen Jugendarbeit aber auch allen Gemeinden. „Sie finanzieren gemeinsam mit dem Land die Jugendarbeit und übernehmen so die Mitverantwortung für ein gutes Aufwachsen in Niederösterreich“, so LRin Königsberger – Ludwig abschließend.
Mobile Jugendarbeit wirkt – Rückblick und Ausblick
Bilanz über 20 Jahre Mobile Jugendarbeit in Niederösterreich, aber auch ein Blick in die Zukunft wurde in zwei Gesprächsrunden im Rahmen des Festaktes gezogen. „Am Beginn stand der Auftrag von LH-Stv. Lise Prokop etwas für die Jugendlichen in Problemsituationen zu machen“, erinnert sich FH-Prof. DSA Kurt Fellöcker, Experte für Suchtprävention, an den Beginn. Die Corona-Krise sei eine Bewährungsprobe für die Mobile Jugendarbeit und zeige deren aktuell hohe Kompetenz. Kimon Poulius, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe wünscht sich für die Zukunft weiter das hohe Engagement der diplomierten SozialarbeiterInnen, „um Jugendlichen den Weg in die richtige Richtung zu weisen“. In einer zweiten Gesprächsrunde wiesen Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden, in den die Jugendarbeit tätig ist, darauf hin, dass Mobile Jugendarbeit wirkt und der Nutzen die Kosten bei weitem übersteige. Hervorgehoben wurde die professionelle Arbeit, die innerhalb der Städte und Gemeinden geleistet werde.
Bürgermeister Klaus Schneeberger über die mobile Jugendarbeit Rumtrieb in seiner Stadt: „Als Stadt Wiener Neustadt wissen wir, dass wir uns auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der mobilen Jugendarbeit verlassen können. Sie bringen jene Expertise ein, die notwendig ist, um die Sorgen und Ängste junger Menschen ernst zu nehmen, und dort zu helfen, wo Unterstützung gebraucht wird. Damit leisten sie auch einen ganz wesentlichen Beitrag für das Miteinander in unserer Stadt.“
Mobile Jugendarbeit “auf der Straße”
Im Jahr 2001 fiel in den Städten Krems, Mödling, Wiener Neustadt und Sankt Pölten der Startschuss für die Mobile Jugendarbeit in Form des Streetwork. Diese damals neue Art der Jugendarbeit bewegt sich aktiv und kontinuierlich in den Lebenswelten Jugendlicher oder junger Erwachsener. So suchen Diplomierte SozialarbeiterInnen Treffpunkte der Jugendlichen auf, sind dort ein unkomplizierter und erreichbarer Ansprechpartner, helfen Probleme zu lösen, informieren über bestehende Angebote und motivieren, diese auch in Anspruch zu nehmen. Mit diesem niederschwelligen, anonymen Zugang ist es möglich Jugendliche zu erreichen, die bestehende Angebote nicht kennen oder gar nicht annehmen. Vor allem kann bei Problemen im Interesse der Jugendlichen rechtzeitig und professionell agiert und reagiert werden.
Jährlich 79.300 Kontakte mit NÖ-Jugendlichen
Die positiven Erfahrungen mit der Mobilen Jugendarbeit führten dazu, dass dieses Angebot in den Folgejahren niederösterreichweit rasch ausgebaut wurde. Aktuell sind im Bundesland 9 Träger mit 15 Einrichtungen in diesem Bereich tätig. In insgesamt vielen Gemeinden stehen 87 fachlich hochqualifizierte Diplomierte SozialarbeiterInnen als Ansprechpartner zur Verfügung. Pro Jahr verzeichnen die Einrichtungen 79.300 Kontakte mit Jugendlichen.
Inzwischen geht das Angebot im Bereich der Mobilen Jugendarbeit über das reine Streetwork hinaus. Es gibt Jugendtreffs, Workshops zu den verschiedensten Jugendthemen und zahlreiche Veranstaltungen oder Freizeitangebote für Jugendliche, wie die Leistungsschau im Landhaus eindrucksvoll zeigt.
Die Corona-Krise mit den notwendigen Einschränkungen der sozialen Kontakte bedeutete für die Mobile Jugendarbeit eine besondere Herausforderung. Mit intensivem Streetwork und der Online-Jugendarbeit konnte sie gemeistert werden und nicht nur der Kontakt mit den Jugendlichen aufrechterhalten, sondern viele neue Kontakte geknüpft werden.
Erfolgreiche Zusammenarbeit von Land und Gemeinden
Der Erfolg der Mobilen Jugendarbeit ist auch das Ergebnis des engen Zusammenwirkens von Bundesland und Gemeinden in diesem Bereich. Das Land Niederösterreich fördert die Mobile Jugendarbeit finanziell und übt auch die laufende Aufsicht über die Tätigkeit der Einrichtungen aus. Es gibt klare Qualitätsvorgaben und Richtlinien für die Arbeit mit den Jugendlichen oder die notwendige Aus- und Weiterbildung der Diplomierten SozialarbeiterInnen. Fixiert ist dies alles in einem gemeinsam von Land mit den Einrichtungen erstellten Qualitätshandbuch.
Gefördert werden die Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit auch von den Gemeinden, in denen sie tätig sind. Zur finanziellen tritt auch immer die Sachförderung hinzu, beispielsweise in Form des Zurverfügungstellens von Räumlichkeiten für Jugendtreffs.