Kasematten in Wiener Neustadt
Auch in der Festungsstadt Wiener Neustadt wurden ab 1551 besonders gegen Artilleriebeschuss gesicherte unterirdische Kasematten angelegt. Sie liegen an der Stadtmauer Höhe Bahngasse 27, dienten verschiedenen Lagerzwecken und wurden wiederholt umgebaut.
Zwischen 1551 und 1557 wurden nach Plänen des Baumeisters Johann Tscherte an der südwestlichen Stadtmauer unterirdische Anlagen, also Kasematten, geschaffen, die der Lagerung von Munition dienten. In der Festungstechnik wurden damals neue Methoden entwickelt, um Pulverlager und Stadtverteidiger besser zu schützen. Schwere, tragfähige Gewölbe, die stark mit Erde überschüttet waren, wurden errichtet, um die Wucht der auftreffenden Geschosse zu bremsen. Der Zugang zu den Kasematten in Wiener Neustadt, ein wuchtiges Renaissanceportal, befindet sich in der Bahngasse 27. Die Ausdehnung der Kasematten beträgt rund 2.700 Quadratmeter.
Im 19. Jahrhundert dienten die Kasematten als Lagerplatz für Hopfen und Malz. Von 1936 bis 1938 wurden sie dann vom Fremdenverkehrsverein genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges waren die Kasematten öffentlicher Luftschutzkeller, wobei am 16. März 1945 durch einen Bombentreffer ein Teil des Gewölbes zerstört wurde. Nach dem Krieg nutzte man die Kasematten als Lagerplatz für Eisblöcke und bis 1980 als Bühne für Veranstaltungen jeglicher Art. Im Hinblick auf die weitere Nutzung des historischen Potenzials wurde 1993 mit Außensanierungsarbeiten begonnen. Heute dienen die Kasematten teilweise als Lager für die Stadtgärtnerei.