
Über einen Zeitraum von 2 Monaten haben sich im Frühjahr 2015 Jugendliche, die im Industrieviertel in die Berufsschule gehen, mit jugendlichen Asylwerbern aus Afghanistan immer wieder getroffen, haben Gespräche geführt, sich gegenseitig interviewt und portraitiert, haben miteinander gekocht, gezeichnet, Musik angehört und Tischfußball gespielt.
Gedanken und Geschichten dieser Treffen wurden aufgeschrieben und werden am 25. Juni in Buchform präsentiert.
Jugendliche Asylwerber aus Afghanistan
Clara Peterlik, Projektbetreuerin: „Knapp zwanzig Kilometer trennen die Berufsschule Neunkirchen und das Haus Sarah in Neudörfl, in den Köpfen der fünf BerufsschülerInnen sind es anfangs jedoch Welten. Unsere zehn TeilnehmerInnen sind ungefähr gleich alt, wohnen in Niederösterreich und im Burgenland, verbringen ihre Freizeit ähnlich und auch ihre Zukunftsvorstellungen überschneiden sich, dennoch sind die Lehrlinge überrascht – sie hätten sich die Flüchtlinge völlig „anders“ vorgestellt: Nicht so glücklich, nicht so heiter und nicht so „normal“ angezogen.”
Von Normalität überrascht
Als die BerufsschülerInnen dann mit „Servas“ und in ostösterreichisch gefärbtem Dialekt begrüßt werden, sind sie wirklich baff. Auch als die Flüchtlinge später das köstliche afghanische Reisgericht Kabuli Palaw kochen, kommt es den BerufsschülerInnen fast zu normal vor. Wieso wird das Bild der Andersartigkeit dann so stark konstruiert und verbreitet, dass wir im Endeffekt von Normalität überrascht und sogar enttäuscht sind?
Clara Peterlik erklärt: “Unsere Gedankenwelten sind eindeutig beschränkt – „unser“ Europa endet weit vor dem Ural, Menschen aus dem Orient werden, wie der palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said schon zeigte, noch immer als edle Wilde oder fanatische muslimische Krieger gesehen, denn während auf der einen Seite ihr Essen und ihre Tänze als schick gelten, gestalten sich religiöse Aspekte, insbesondere das Kopftuch, als schwierig und je weiter ein Land vom Mittelmeer entfernt ist, desto rapider sinkt „unser“ Interesse und Wissen. Dieses Projekt sollte zumindest ein Schritt von kleinen Gedankenwelten zu größeren Weltgedanken sein.“
Buch- und Projektpräsentation
25. Juni 2015, 18.00 Uhr
Jugend- und Kulturhaus Triebwerk