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Meisterimprovisationen in der St. Georgs-Kathedrale

Wiener Neustadt: “Sax&Orgel” begeisterte das Publikum

Dieser Artikel wurde vor 6 Jahren veröffentlicht. (Letztes Update vor: 6 Jahren)

Sax&Orgel in der St. Georgs-Kathedrale / Foto: © Claus/TherMilAk
Foto: © Claus/TherMilAk

Das 2006 gegründete Duo Sax&Orgel von Josef Schultner und Ines Schüttengruber gab am Sonntag 18. November 2018 ein Konzert in der voll besetzten St. Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt.

Das 2006 gegründete Duo Sax&Orgel von Josef Schultner und Ines Schüttengruber gab am Sonntag 18. November 2018 ein Konzert in der voll besetzten St. Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt.

Der Komponist Felix Mendelssohn galt als brillanter Organist und war dafür berühmt, dass seine Konzerte oft Improvisationen beinhalteten. In dessen Nachfolge bot das Programm von Α bis Ω Improvisationen, Eigenarrangements und Teile des Kernrepertoires der Orgelmusik mit Bach, Schumann und Mendelssohn. Die Toccata von Léon Boëllmann verlangte alles von der Orgelvirtuosin.

Von Alpha bis Omega

Das einstündige Programm von Alpha bis Omega war gründlich überlegt und sehr spannend. Bei der ersten Improvisation spürte das Publikum bereits den perfekten Einklang zwischen den Profimusikern, das Saxofon reagierte trotz Kälte genau auf die Orgelansätze.

Bei der Fuge über das Magnificat von Johann Sebastian Bach erlebte man eine sehr sichere Spielerin, beim Präludium „Valt will ich Dir geben“ wurde die Bassmelodie in einem Eigenarrangement vom Tenorsaxofon unterstützt.

Sprung in die Romantik

Ein Sprung in die Romantik bot zuerst Robert Schumann mit sehr empfindungsreichen langsamen Sätze im Kanon I, C-Dur, op. 56, der innige Ausdruck kam beim Kanon II noch besser zum Ausdruck. Nachdem Claude Debussy die sechs Studien in kanonischer Form Schumanns für zwei Klaviere arrangierte, werden sie höchstwahrscheinlich Programmpunkte eines zukünftigen Klavierkonzerts Schüttengrubers.

Es folgte dann aus der Krönung von Felix Mendelssohns Arbeiten für die Orgel die Sonate Nr. 3 in A-Dur, Op. 65 basierend auf Luthers Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Einem grandiosen Anfangsteil im „con moto maestoso“ schließt sich eine bewegtere Doppelfuge an. Das erste Thema symbolisiert den „schmachtenden Schrei aus der Tiefe“. Der zweite Satz „Andante“ wurde in einem Eigenarrangement majestätisch vom Sopransaxofon begleitet und brachte danach eine eindrucksvolle Improvisation.

Nach dem deutschen Kernrepertoire der Orgelmusik kam der spätromantische Franzose Léon Boëllmann (1862-1897). Er starb wie Frédéric Chopin, die Tuberkulose führte zu seinem frühen und äußerst tragischen Tod mit nur 35 Jahren. Schüttengruber trug sein bekanntestes Werk die „suite gothique op. 25“ vor, sie entstand zwei Jahre vor seinem Tod zur Einweihung der neuen Orgel in der Kathedrale Notre-Dame von Dijon. Der „Introduction-Choral” ist zwar kurz aber imposant, das “menuet gothique” bot eine große Themenerweiterung. Innig und ruhig wurde das lyrische Mariengebet „Prière à Notre-Dame“, das mit dem zusätzlichen Sopransaxofon eine innere Ruhe verbreitete, welche sofort mit dem „moto perpetuo“ der virtuosen Schlusstoccata unterbrochen wurde. Die Toccata beginnt zwar etwas zurückhaltend, endet aber in einem monumentalen Finale. Mit entsprechender Registrierung erzielte Schüttengruber eine wirkungsvolle Interpretation.

Die Omega – Improvisation beendete diese musikalische Sternstunde.

Die rege Konzerttätigkeit des Duos im In- und Ausland führt sie im Dezember dieses Jahres nach Paris.

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