Startseite Kultur City-Campus glashaus Kollektiv inszenierte Goethes „Faust“ im City-Campus

glashaus Kollektiv inszenierte Goethes „Faust“ im City-Campus

Wiener Neustadt: das war das Theater am Campus 2024

FAUST. Teufel komm raus / Foto: Dominik Perchtold / klubkunst
Florian Stohr als Mephisto, Bettina Schwarz als Doktor Hans Faust, Bernhard H. Wimmer als Engel GabrieleFoto: Dominik Perchtold / klubkunst

Das glashaus Kollektiv begeisterte im August mit einer Neuinszenierung von Goethes „Faust“. Die Premiere am 14. August und die Dernière am 22. August waren ausverkauft.

Doktor Hans Faust will die Welt vor dem Untergang bewahren. Doktor Grete Frag will den perfekten veganen Fleischersatz kreieren. Und Mephisto will nur eins: frei sein. Seine Freiheit wird zum Einsatz einer Wette mit Big Mama (aka Gott), und deren wackerster Engel Gabriele dient dem gequälten Teufel im Versuch, Faust von seinen Zielen abzubringen. Also alles genau wie bei Goethe, nur ganz anders: das ist „FAUST. Teufel komm raus“.

Himmel, Hölle und Alchemie-Labor am FH City Campus

Das Theater am Campus ist eine Kooperation mit der Bibliothek im Zentrum am FH City-Campus, und der malerische Hinterhof am Fuße des Campus-Wissensturms erstrahlt in neuem, andersweltlichem Licht, wenn das glashaus Kollektiv Einzug hält. Auf dem alten Wächterturm weilt Big Mama in ihrem knalligen Himmel über einem Marterl mit rotem Bälle-Kruzifix. Das ehemalige Kloster wird zu Fausts und Gretes Haus; die Liebenden betreiben Wissenschaft und Alchemie in ihren Fenster-Laboren, unterhalten sich quer über zwei Stockwerke, und schlafen aufrecht im Bett an der Terrassentür. Mephisto bringt mit Feuer und unheimlichem Dämonenchor-Flüstergesang die Hölle auf die Bühne, und Engel Gabriele chauffiert Teufel und Doktor in einem Golfcart um die Welt.

Des Pudels Kernteam

Die vielschichtige und schwungvolle Inszenierung von Regisseurin Elena Schwarz nutzt das volle dramatische Potenzial des Campus-Hinterhofs nicht nur, sondern erschließt es erstmalig: Schwarz hat die Bühne gesehen, wo noch keine war, und das Theater am Campus ins Leben gerufen.

Der wortgewaltige Text stammt von Autor Thomas Kodnar und besticht mit einer feinfühligen Kombination aus Respekt vor dem Original und Neufokussierung auf aktuelle Themen. Bühnen- und Kostümbildnerin Sophie Tautorus gibt der Welt von Schwarz’ und Kodnars „FAUST“ maßgeschneiderte Form und Farbe; ihre Kostüme, Kulissen und Requisiten vereinen die Ästhetik und die Komik des Stücks und betonen beides gleichermaßen. Clara Scheicher leitet die Organisation der aufwendigen Produktion.

Bettina Schwarz spielt die titelgebende Figur mit Authentizität und Raffinesse: Ihr sympathischer, komplexer Faust will die Welt nicht bloß erkennen, sondern retten, doch unter seinen vermeintlich guten Absichten schlummert eine „Gier nach Macht und Mammon“. Florian Stohrs lustvoller, listiger Teufel Mephistopheles ist seinen Job als Gottes Höllenverwalter und „bester Influencer“ leid und sehnt sich nach dem wohlverdienten Ruhestand; Mephistos Intrigen lenken die Handlung maßgeblich, und Stohr geleitet meisterhaft durch das Stück. András Sosko bringt als liebevolle Doktor Grete Frag ausgeglichene Lebensfreude in die Tragikomödie, und verfestigt das Gretchen mit genuiner Leichtigkeit als Schlüsselfigur. Bernhard H. Wimmer mimt das Englein Gabriele, das sich in den berühmten Pudel verwandelt, mit kunstvollem Körpereinsatz. Regisseurin Elena Schwarz übernimmt selbst die Rolle der imposanten, kindlich-grausamen Big Mama in the Sky, die als Nachbarin Marthe zur Erde hinabsteigt, um ins Spiel mit ihren Menschen einzugreifen; ihre Darbietung der ungewöhnlichen Schöpfergöttin fesselt wie die Gesamtheit ihrer Inszenierung.

Unterstützer und Sponsoren

glashaus bedankt sich bei der Bibliothek im Zentrum für die Kooperation, bei Jahres-Hauptsponsor MeinDrucker.net, Projekt-Hauptsponsor Alte Kronen Apotheke sowie der Wiener Neustädter Sparkasse, Wiener Städtische und Arbeiterkammer Niederösterreich für das Sponsoring, und bei Kultur Niederösterreich, dem BMKÖS und der Stadt Wiener Neustadt für die Unterstützung. glashaus bedankt sich beim Publikum für den zahlreichen Besuch, die ausverkaufte Premiere und die ausverkaufte Dernière.

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