Ein weiteres ambitioniertes Weltraumprojekt startet die Fachhochschule (FH) Wiener Neustadt. Als Mini-Satellit in Würfelform soll „CLIMB“ im Jahr 2020 die Auswirkungen der Weltraumstrahlung auf Elektronik und andere Komponenten in Kleinsatelliten erforschen. Mit im Boot ist die Enpulsion GmbH, ebenfalls in Wiener Neustadt ansässig, die für den entsprechenden Ionen-Antrieb des Satelliten sorgt.
„Die erfolgreiche Inbetriebnahme von PEGASUS war erst der Anfang unserer Weltraum-Vision. Mit CLIMB haben wir bereits das nächste CubeSat-Projekt am Start, mit dem wir in unerforschte Höhen abheben wollen. Die Startfinanzierung des Landes Niederösterreich sowie das innovative Antriebssystem von ENPULSION ermöglichen es uns, nun auch den erdfernen Weltraum näher zu erforschen. Auch unsere Studierenden werden wieder maßgeblich an der Entwicklung beteiligt sein und vom ausgeprägten Praxisbezug ihres Studiums profitieren“, so Dr. Carsten Scharlemann, FHWN-Projektleitung PEGASUS und CLIMB, Studiengangsleitung Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt.
Satellit mit innovativen Ionen-Antrieb
„CLIMB startet in einer eher niedrigen Umlaufbahn und wird mit dem Ionen-Antrieb immer höher steigen, um in allen Schichten entsprechende Messungen machen zu können“, teilt Carsten Scharlemann mit. Insbesondere die Auswirkungen auf eher kleinere Satelliten sollen beim Durchqueren des Strahlengürtels der Erde erforscht werden. Danach wird die Flughöhe wieder verringert und CLIMB zum Verglühen in der Atmosphäre gebracht, wovon ebenfalls entsprechende Messungen gemacht werden.
Für die bereits laufende Projektstartphase konnte eine Förderung des Landes Niederösterreichs mit 70.000 Euro lukriert werden, die von der FH Wiener Neustadt verdoppelt wurde. Betreut wird CLIMB von Studenten der Fachhochschule.
Start-up mit Zweitsitz im Silicon Valley
Laut Alexander Reissner, Geschäftsführer der Enpulsion, die auf die Herstellung von Ionen-Antrieben von Satelliten spezialisiert ist, ist CLIMB ein Vorzeigeprojekt, das die Leistungsfähigkeit der Ionen-Antriebe weiter optimieren soll. Enpulsion ist ein Spin-off der FOTEC, dem Forschungsunternehmen der FH Wiener Neustadt zur Vermarktung von Forschungsergebnissen. Das Start-up-Unternehmen beschäftigt derzeit 14 Mitarbeiter, die noch im ersten Halbjahr um fünf weitere aufgestockt werden sollen. Sogar ein Vertriebsbüro im kalifornischen Silicon Valley ist schon gegründet worden.
Mit den Ionen-Antrieben hat die Enpulsion ein Alleinstellungsmerkmal. Anfragen und Aufträge von allen renommierten Satellitenbauern liegen bereits vor. Mit Stolz vermerkt Reissner, dass es ihm gelungen sei, Kapital in der Höhe von 2,4 Millionen Euro zu akquirieren. 21 Antriebe mit einem Volumen von 500.000 Euro sind bereits verkauft worden. In den kleinen Satelliten, die auch als Schwarm fungieren können und so größere Versorgungssicherheit bieten, sieht Reissner die Zukunft.
Forschungsthema “CubeSats”
Seit 2013 forscht die FH Wiener Neustadt intensiv zum Thema CubeSats. Im Juni 2017 wurde der erste FHWN-Nanosatellit PEGASUS in den Orbit befördert. Neben den eigenen Forschungsarbeiten und Erfolgen sind aber auch die Erkenntnisse und Errungenschaften anderer Institutionen interessant. Von diesem Erfahrungs- und Wissensaustausch profitieren alle Seiten. Außerdem fördern Open Lectures dieser Art das persönliche Netzwerk, wodurch Studierende bereits während des Studiums wertvolle Kontakte für eine aufstrebende Karriere knüpfen können.