Pflegekräfte unterstützen den Genesungsprozess, helfen aus Krisen, fördern die Selbstständigkeit von Patientinnen und Patienten, retten Leben, hören zu – sie sind DA. Die Landeskliniken Wiener Neustadt und Hochegg haben deshalb das Projekt „Berufsstolz in der Pflege“ ins Leben gerufen.
Ohne kompetente Pflegepersonen liefe in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen nichts. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesundheitsversorgung, verfügen über eine hohe fachliche Kompetenz und sind die Nahtstelle zwischen Ärztinnen/Ärzten, weiteren Gesundheitsberufen und Patientinnen und Patienten. Trotzdem ist die Meinung „Pflegen kann jeder“ noch immer weit verbreitet. Diese oft fehlende Anerkennung und Wertschätzung der professionellen Pflege geht an den Pflegefachkräften nicht spurlos vorbei. Deshalb hat man in den Landeskliniken Wiener Neustadt und Hochegg die Workshop-Reihe „Berufsstolz in der Pflege“ ins Leben gerufen.
Die Idee dahinter ist, dass sich die Pflegekräfte ihre wichtige Schlüsselrolle in der Patientenversorgung bewusster machen und darüber sprechen. Der Fokus wird dabei vor allem auf die besonderen Momente, die man als professionelle Pflegekraft nicht nur erlebt, sondern oft auch gestaltet, gelenkt.
Pflege kann sich sehen lassen
„Wir holen unsere Pflegepersonen jetzt aktiv vor den Vorhang. Die Pflege kann sich sehen lassen! Und es wird Zeit, dass sie das auch tut. Die Leistungen im Pflegebereich werden häufig nicht richtig wahrgenommen oder anerkannt. Sie werden eher als selbstverständlich gesehen. Wir möchten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dieser Workshop-Reihe dabei unterstützen, sich den Wert ihrer Arbeit, die Größe ihres Wirkungsfeldes und vor allem ihrer Bedeutung in der Patientenversorgung wieder bewusster zu machen. Sie leisten alle tagtäglich Unglaubliches und es wird Zeit, dass unsere Pflegekräfte hoch erhobenen Hauptes den Schritt vor den Vorhang wagen und zu Recht mit Stolz sagen ‚Ich arbeite in der professionellen Pflege und das kann definitiv nicht jeder!‘“, so Christa Grosz Pflegedirektorin der Landeskliniken Wiener Neustadt und Hochegg.
Pflege kann nicht jeder
„Berufsstolz ist sehr wichtig. Er hängt mit Wissen und Können, aber auch mit Selbstbewusstsein, Engagement, Mut und Sinnstiftung zusammen. Stolz ist eine Grundhaltung, eine Einstellung. Wer stolz auf seinen Beruf ist, hat den Wunsch, mitzureden und zu gestalten. Kein anderer Beruf ist so nahe am Menschen und das bringt natürlich auch Herausforderungen, mit denen nicht jeder Mensch umgehen kann, mit sich“, gibt Mag. Angelika Klein, Arbeitspsychologin am Landesklinikum Wiener Neustadt, einen kurzen Einblick in die Bedeutung des Projekts.
Herz zeigen ohne Mitsterben
„In der Pflege arbeitet man oftmals mit dem Herz an der Hand und muss dabei beachten, nicht gleichzeitig mit den Patientinnen und Patienten mitzusterben. Es ist herausfordernd, das Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu den Patientinnen und Patienten zu wahren. Pflegekräfte lassen sich auf ihre Patientinnen und Patienten ein und bauen eine Beziehung zu ihnen auf. Durch dieses Hineinfühlen wird die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten positiv beeinflusst und die Versorgungsqualität erhöht sich deutlich. Dabei muss aber zeitgleich die nötige professionelle, emotionale Abgrenzung gewahrt werden, denn nur wer sich psychisch ausreichend abgrenzen kann und die Patientinnen und Patienten trotzdem als Menschen einfühlsam wahrnimmt und versteht, erfährt mehr Befriedigung in seiner Arbeit und das wirkt sich positiv auf die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten, den Angehörigen und den Genesungsprozess aus“, betont Pflegedirektorin Christa Grosz.
Sie selbst hatte bereits zahlreiche schöne, magische Erlebnisse – eines davon ist ihr ganz besonders in Erinnerung geblieben: „Für mich persönlich war es sehr berührend und schön, eine alte Frau nach einer pathologischen Oberschenkelfraktur im Sterbeprozess begleiten zu können. Als absehbar war, dass die Patientin sterben würde, habe ich den Kontakt zu den Angehörigen gesucht und ihnen im Gespräch Sicherheit und Orientierung gegeben. Ich habe mir bewusst die Zeit für die Patientin genommen, um ihre Hand zu halten und da zu sein, so dass sie nicht alleine war. Ich habe somit den Sterbeprozess aus meiner Sicht würdevoll gestaltet und den Trauerprozess der Angehörigen in ihrem Sinne unterstützt. Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jede Art von herausfordernden Situationen tagtäglich meistern und möchte allen Pflegekräften ein großes DANKE für Ihren unermüdlichen Einsatz aussprechen.“