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MedAustron: Bereits 100 PatientInnen behandelt

Krebstherapie mit Kohlenstoffionen in Wiener Neustadt

Dieser Artikel wurde vor 3 Jahren veröffentlicht. (Letztes Update vor: 3 Jahren)

Krebstherapie mit Kohlenstoffionen / Foto: MedAustron
Piero Fossati, Klaus Schneeberger, Alfred Zens, Eugen B. Hug (v.l.n.r.) freuen sich über bereits 100 behandelte PatientInnenFoto: MedAustron

In nur sechs Ländern weltweit steht KrebspatientInnen die Bestrahlung mit Kohlenstoffionen zur Verfügung.

MedAustron bietet diese Therapieform seit Juli 2019 an und hat heute die 100. Patientenbehandlung begonnen. Bisher gesammelte Erfahrungen wurden vor kurzem erstmals einem breiten Fachpublikum in einem Onlineseminar vorgestellt.

In der Strahlentherapie mit geladenen Teilchen kommen neben den stärker verbreiteten Protonen auch Kohlenstoffionen zum Einsatz. Beide Teilchen haben den Vorteil, dass die Strahlenbelastung im gesunden Gewebe niedrig gehalten und damit das Risiko für Nebenwirkungen und Spätfolgen reduziert werden kann. Kohlenstoffionen verfügen aber zusätzlich über eine höhere biologische Wirksamkeit, wodurch noch mehr Zerstörungskraft in den Tumorzellen entfaltet wird.

Kohlenstoffionen besonders erfolgreich

„Schon kleine Dosen dieser Strahlung können chemische Verbindungen aufbrechen, die Form von Molekülen verändern und DNS zerstören. Weil Krebszellen für diese Schäden durch Kohlenstoffionen nur unzureichende Reparaturmechanismen parat haben, lassen sich damit auch besonders schwierig zu behandelnde Tumore bekämpfen, die beispielsweise auf andere Arten von Strahlung nicht ansprechen“, beschreibt der wissenschaftliche Leiter des Kohlenstoffionenprogramms Dr. Piero Fossati die Vorteile dieser Teilchen.

Weltweit kommen derzeit bei nur etwa 13 Prozent aller PatientInnen, die mit Teilchenstrahlen behandelt werden, Kohlenstoffionen zum Einsatz – eine logische Folge der geringen Verfügbarkeit der Technologie. Umso wichtiger ist für MedAustron daher der Ausbau des Kohlenstoffionen-Programms durch neue klinische Studien und neue Behandlungskonzepte. Das wird seit kurzem noch besser durch eine weitere technische Ausbaustufe ermöglicht: die Bestrahlung kann nicht nur aus horizontaler, sondern auch aus vertikaler Richtung erfolgen.

Erweiterung des Einsatzbereiches

Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Eugen B. Hug erörtert die Ziele des MedAustron-Teams: „Bislang haben wir vor allem PatientInnen mit relativ selten vorkommenden Tumoren der Schädelbasis behandelt und mit Sarkomen, einer seltenen Form von Tumoren aus Knochen, Muskeln oder Bindegewebe. Zu den häufigeren Tumoren, die eine Indikation für Kohlenstoffionen-Therapie darstellen, gehören Tumore aus dem HNO-Bereich aber auch Re-Bestrahlung für Rezidive, d.h. Tumore, die selbst nach einer konventionellen Strahlentherapie im selben Bereich wieder aufgetreten sind und bei denen dann eine konventionelle Strahlentherapie nicht mehr in Frage kommt. Wir haben für die nächsten Jahre ein innovatives Programm zusammengestellt und werden die Indikationen um Tumore des oberen gastrointestinalen Bereiches erweitern, z.B. Karzinome des Pankreas und das primäre Leberzellen-Karzinom. Zunehmend werden wir jedoch auch Tumore im Beckenbereich mit Kohlenstoffionen bestrahlen.“

Die ersten hundert Bestrahlungen mit Kohlenstoffionen boten auch Anlass, Behandlungsergebnisse aus dieser ersten Phase in der Fachwelt vorzustellen und die Möglichkeiten dieser Therapieform aufzuzeigen. Das Interesse daran war groß, das Onlineseminar wurde von 80 TeilnehmerInnen besucht und sehr gut aufgenommen. Der Wissenstransfer und Austausch mit anderen onkologischen Partnern ist für MedAustron von großer Bedeutung. Krebstherapie hat mehr denn je interdisziplinären Charakter und oft gilt es, mehrere Behandlungsmethoden gut aufeinander abzustimmen, um das beste Ergebnis für die PatientInnen zu erzielen.

“Insgesamt ist MedAustron sehr gut unterwegs“

MedAustron-Aufsichtsratsvorsitzender Mag. Klaus Schneeberger beurteilt die jüngsten Entwicklungen des Kohlenstoffionen-Programms sehr positiv: „Als einer von nur sehr wenigen Anbietern dieser Therapie überhaupt setzt MedAustron schon jetzt bedeutende Akzente in der nationalen und internationalen Krebsforschung. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auch in Zukunft innovative Behandlungsansätze zum Wohl der PatientInnen erwarten können. Insgesamt ist MedAustron sehr gut unterwegs und kommt zudem auch auf dem technischen Entwicklungspfad mit der Fertigstellung des dritten Behandlungsraums dem Vollbetrieb immer näher. Als Bürgermeister bin ich sehr stolz, MedAustron in Wiener Neustadt zu haben und dass die Stadt somit einer DER medizinischen Hotspots in ganz Europa geworden ist.“

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