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Auflösung der Militärpfarre in Wiener Neustadt

Warum zerstört sich die Kirche selbst?

Dieser Artikel wurde vor 9 Jahren veröffentlicht.

Osternacht in der Militärpfarre / Foto: MilRPfarre TherMilAk
Osternacht in der St. Georgs Kathedrale.Foto: MilRPfarre TherMilAk

14 Tage nach seiner Inthronisierung bedankte sich der neue Militärbischof, Dr. Werner Freistetter für das Gebet und die besten Wünsche zur Weihe, gleichzeitig gab er die Auflösung der Militärpfarre an der Theresianischen Militärakademie bekannt. Sie soll nun an der Landesverteidigungsakademie angeschlossen werden und ein Seelsorger soll nebenbei die Aufgaben des Rektors der St. Georgs-Kathedrale übernehmen. Als Argument werden Einsparung und Straffung in der Organisation genannt.

Durch eine Neuorganisation des Heeres gewinnt die Offiziersausbildung am Standort Wiener Neustadt sogar an Bedeutung: Zukünftig wird an der TherMilAk die Offiziersaus- und –weiterbildung für ca. 3500 bis 4000 Berufs- und Milizoffiziere pro Jahr durchgeführt werden.

Einsparungen beim Heer

Niemand wurde über diesen Schritt informiert, nicht einmal der Militärpfarrgemeinderat und auch nicht die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten, der hohe katholische Generäle angehören. Durch den Wohnsitz des Militärpfarrers bei der Kathedrale in der Burg ist dieser rund um die Uhr für seine Soldaten und Pfarrangehörigen verfügbar und wird auch in Anspruch genommen. Alle ehrenamtlich tätigen Laien fühlten sich plötzlich brüskiert, wer wird dann, wenn es keine Pfarre mehr gäbe, die alljährlichen Adventkonzerte organisieren? Was wird aus der Nikolausaktion? Wer gestaltet das Kinderferienlager? Wer ist für die Kirchenmusik in Zukunft zuständig? Wer bereitet dann noch die Agapen vor? Verschwinden dann ebenfalls die Pfarrreisen zu berühmten Wallfahrtsorten? Wer unterrichtet schließlich katholische Religion am Militärrealgymnasium und gestaltet die Kaderfortbildungen vor Weihnachten und Ostern?

Pfarrgemeinde kämpft um Pfarre

Der Militärpfarrgemeinderat hat sich in einem Brief an den Militärbischof gewendet und auf den riesigen Verlust hingewiesen, die eine derartige Maßnahme mit sich brächte. Er bedauert ebenfalls, dass der Bischof in keiner Weise mit ihm Kontakt aufgenommen hat.

Es gelingt dem Militärgeistlichen durch die kontinuierliche Betreuung des Kaders den Zusammenhang innerhalb der Pfarrgemeinde zu stärken und die Menschen in ihren geistlichen und menschlichen Bereichen zu fördern. Ein gut funktionierendes und aktives Pfarrleben soll nun zerstört werden. Wenn die Pfarre geschlossen werden bzw. unmittelbar vor Ort keinen Priester mehr haben soll, stellt sich unwiderleglich die Frage, warum sich die Kirche selbst zerstöre?

Schneeberger: “kein gutes Zeichen”

Seit der Hiobsbotschaft beten die Gläubigen täglich um den Erhalt der Pfarre. Auch der Neustädter Bürgermeister Mag. Klaus Schneeberger äußerste sein Befremden bei der Gemeinderatssitzung am 29. Juni 2015: „Vor 14 Tagen haben wir den neuen Militärbischof in Wiener Neustadt inthronisiert, jetzt die Pfarre verwaisen zu lassen, wäre kein gutes Zeichen. Ich werde alles tun, das zu verhindern!“

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