Startseite Regional Hitze Klimawandel: Trend zu Trockenperioden und Starkregen in NÖ

Klimawandel: Trend zu Trockenperioden und Starkregen in NÖ

Immer häufiger extreme Wettersituationen in NÖ

Dieser Artikel wurde vor 4 Jahren veröffentlicht. (Letztes Update vor: 2 Jahren)

Trockenperioden und Starkniederschläge / Foto: pixabay / wn24
Trockenperioden und Starkniederschläge bestimmten das erste Halbjahr 2020. (Symbolbild)Foto: pixabay / wn24

Die Halbjahresbilanz 2020 der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bestätigt den Trend zu einem immer wärmeren Klima in Niederösterreich.

Trotz des kühlen Monats Mai (-1,2 Grad) weist die Statistik ein um 1,6 Grad wärmeres Halbjahr aus. Damit ist es eines der zehn wärmsten ersten Halbjahre der Messgeschichte.

Dem zweitwärmsten Februar der Messgeschichte (+4,9 Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel) folgten die teils viel zu warmen und niederschlagsarmen Monate März (+1,3 Grad / -38 Prozent Niederschlag) und April (+ 1,5 Grad / -72 Prozent Niederschlag). Dem gegenüber steht ein etwas zu warmer und sehr niederschlagsreicher Juni (+0,7 Grad / +75 Prozent Niederschlag). Insgesamt liegen die Niederschläge im ersten Halbjahr 2020 genau im Bereich des klimatologischen Mittels.

Klima verändert sich nachhaltig

Landesrat Martin Eichtinger dazu: „Die Halbjahresbilanz 2020 der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik untermauert, dass sich unser Klima nachhaltig verändert: In Niederösterreich war es um 1,6 Grad Celsius wärmer als im klimatologischen Mittel. Klimawandelanpassung in Gärten und Grünräumen ist unumgänglich.“

„Wir müssen uns den mit dem Klimawandel einhergehenden Dürreperioden, gepaart mit weniger, dafür umso intensiveren Niederschlägen, anpassen. Mit standortangepasster Gestaltung mit heimischen Gehölzen und Pflanzen sowie einer ökologischen Pflege können wir Gärten und Grünräume klimafit machen. Denn gesunde Böden vermögen mehr Wasser aufzunehmen. Ein Mehr an Vegetation wirkt sich ebenso positiv auf die Speicherfähigkeit der Böden aus. Das ist sowohl in Dürreperioden, wie auch bei Starkregenereignissen wichtig“, so Eichtinger.

Erhöhter Stress für Böden und Vegetation

Die Temperaturen sind in den vergangenen Jahren gestiegen: 13 der 15 wärmsten Jahre wurden nach der Jahrtausendwende gemessen. Punkto Niederschlag lässt sich keine fundierte Tendenz ableiten, ob es zukünftig mehr oder weniger Niederschläge geben wird. Gewiss ist jedoch, dass Böden und Vegetation zukünftig erhöhtem Stress ausgesetzt sind, wie ZAMG Experte Alexander Orlik analysiert: „Die Erwärmung der vergangenen Jahre fördert Dürren, da die Verdunstung und damit die Austrocknung der Böden steigt. Außerdem verlängert die Erwärmung die Vegetationsperiode, wodurch die Pflanzen über eine längere Zeit dem Boden Wasser entnehmen. Bringen einige Jahre dann im Rahmen der natürlichen Schwankungen weniger Regen, kommt es daher in dem wärmeren Klima zu intensiveren Dürreperioden. Außerdem verursachen sehr hohe Temperaturen bei vielen Pflanzen Hitzestress, was wiederum Auswirkungen auf Wachstum oder Schädlingsbefall haben kann.“

„Wasser ist für Menschen, Tiere und Pflanzen lebensnotwendig. Für Gärten und Grünräume helfen kurzfristig das richtige Gießen oder das Mulchen von Beeten. Mittel- und langfristig helfen das Pflanzen von standortangepassten Pflanzenarten und die Förderung gesunder Böden, damit Gärten und Grünräume trotz der Klimaturbulenzen gedeihen“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin von „Natur im Garten“. Eine üppige und vielfältige Bepflanzung mit standortangepassten, regionalen Gehölzen und Bäumen fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern sorgt gerade im Sommer für uns Menschen für ein angenehmes Mikroklima. „Ein Baum ersetzt bis zu zehn Klimaanlagen“, betont Batakovic: „Daher ist die beste Klimawandelanpassung für uns Menschen: pflanzen, pflanzen, pflanzen“.

Hohe Bodenqualität ist essentiell

Eine hohe Bodenqualität fördert sein Speichervermögen. Durch einen vermehrten Humusaufbau kann er bei Starkregen wie ein Schwamm wirken, Wasser speichern und somit den Oberflächenabfluss und die Gefahr von lokalen Überschwemmungen reduzieren. „Ein natürlicher Boden zeichnet sich durch ein fantastisches Zusammenspiel zwischen Kleinlebewesen und Mikroorganismen aus. Wer nach den ,Natur im Garten‘ Kriterien ohne chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel sowie ohne Torf pflegt, der fördert dieses Zusammenspiel“, weiß Katja Batakovic, fachliche Leiterin von „Natur im Garten“.

Richtiges Gießen im Garten

Die meisten Gärten werden zu häufig mit kleinen Mengen gegossen. „Gießen Sie Ihre Pflanzen möglichst in der Früh ausgiebig und gezielt im Wurzelbereich“, so Batakovic. Die oberen Zentimeter Boden sollten regelmäßig abtrocknen, denn ein ständig feuchter Boden verleitet die Wurzeln dazu, nicht in die Tiefe zu wachsen. Ständige Feuchtigkeit macht die Pflanzen „faul“, als Folge bilden diese nur Flachwurzeln aus. Ein hoher Anteil an flachen Wurzeln bedeutet eine höhere Trockenheitsempfindlichkeit und Abhängigkeit von Bewässerungen. Wird der Boden durchdringend, aber selten bewässert, wachsen sie dagegen auch in tiefere Schichten. Wenn Blätter, Blüten und Früchte mitgegossen werden, verdunstet das Wasser rasch und zudem droht „Sonnenbrand“. Spätestens bis zum Abend sollten die Pflanzen wieder abtrocknen, um nicht Pilz- und Schneckenbefall zu fördern.

Das Mulchen schützt Bodenleben und -struktur vor allzu starkem Austrocknen und verhindert das Abschwemmen wertvollen Bodens bei Starkregen. Besonders sandige Erde hält Wasser schlecht und sollte am besten gemulcht werden. Die Einarbeitung von Kompost erhöht die Speicherkapazität. Diese Abdeckung aus organischen Pflanzenresten oder mineralischem Kies hilft allen Pflanzenschätzen, weil es die Gießmengen im Garten verringert. Reine Kieswüsten, in denen nur wenige Gräser gesetzt wurden, erhitzen sich dagegen stark.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner